Samstag, 17. Oktober 2009

Handel: Organ Concertos, op. 4; Ottavio Dantone, Accademia Bizantina (L'Oiseau Lyre)


Um Publikum zu seinen Oratorien-Aufführungen zu locken, erfand Händel - der ja auch ein gewiefter Geschäftsmann war - eine gänzlich neue Gattung: Das Orgelkonzert, eingeleitet vom Meister höchstpersönlich mit einem freien Präludium, erklang als Zwischenaktmusik, und begeisterte das anspruchsvolle Londoner Publikum. Das ist kein Wunder, denn die Musik ist ebenso virtuos wie eingängig. Und während die Oratorien heute nur noch Insidern bekannt sind, erfreuen sich die Orgelkonzerte wieder enormer Beliebtheit.
Eine Neueinspielung derart populärer Stücke ist immer auch ein Risiko. Denn nur dann, wenn die Interpreten wirklich etwas zu sagen haben, wird die CD tatsächlich gekauft. Bei der vorliegenden Aufnahme jedoch dürfte die Gefahr gering sein, dass sie wie Blei im Regal liegen bleibt. Das liegt zum einen an dem schlanken, frischen Klang des Ensembles, das in kleinster Besetzung musiziert. Dantone selbst entschied sich für ein kleines Orgelpositiv im böhmischen Stil, einmanualig, ohne Pedal und mit lediglich sechs Registern, aus der Werkstatt des Dresdener Orgelbauers Kristian Wegscheider.
Der Organist und seine Mitmusiker haben zudem den Mut und die technischen Fähigkeiten, Händels Partituren so zu lesen, wie sie einst gedacht waren: Als Skizzen, versehen mit reichlich Fragezeichen, Stichwort: "ad libitum". Ihre Lösungen sind ausgesprochen akzeptabel; Dantone gelingen schöne kleine Präludien, die den Charakter des folgenden Stückes bestens treffen. So hört man diese CD mit Vergnügen. Und als augenzwinkernde Verneigung vor dem Meister wurden die Stücke obendrein in der Kirche St. Bartholomäus zu Halle/Saale eingespielt; dort war Händels Großvater seinerzeit Pfarrer.

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