Sonntag, 21. Februar 2010

Christoph Graupner: Per il flauto; Sabrina Frey, Ars Musici Zürich (Berlin Classics)

Woran liegt es, dass Bach längst wieder gespielt und gewürdigt, Graupner aber noch immer weitestgehend vergessen ist? Seine Zeitgenossen urteilten da anders. Denn als es um die Auswahl eines neuen Thomaskantors ging, ent- schieden sich die Leipziger zuerst für Telemann.
Als der absagte, boten sie das Amt Graupner an. Den aber ließ sein Dienstherr, Landgraf Ernst Ludwig zu Hessen-Darmstadt, nicht ziehen. Und so hieß es dann abschließend zu Leipzig, Bach sei "so gut als Graupner".
Wie kamen die Bürger zu dieser Meinung? Graupner, geboren 1683 im erzgebirgischen Kirchberg, war in Leipzig kein Unbekannter. Denn er hatte dort bei den Thomaskantoren Schelle und Kuhnau einen soliden Unterricht genossen, und Jura studiert. 1706 floh er vor den Schweden nach Hamburg, wo er bald mit seinen Werken auf sich aufmerksam machte. 1709 wurde er Kapellmeister am Darmstädter Hof. Dort blieb er, bis zu seinem Tode. 
Graupners Musik ist voll Anmut. Er nimmt, ähnlich wie die meisten seiner Zeitgenossen, Anregungen aus der italienischen, französischen oder anderen europäischen Musikkulturen auf und gibt ihnen Form, dem seinerzeit modernen, "galanten" Stil entsprechend. Es fehlt ihm nicht an Ideen, aber manchmal an Substanz. Das zeigen auch die Werke für diverse Flöten, die Sabrina Frey mit den Ars Musici Zürich und diversen Gastmusikern eingespielt hat. 
Da finden sich Experimente mit Fugenthemen, die aber schnell wieder in den "normalen" Fortgang des Satzes überführt werden. Einer kompletten Sonate, GWV 216, gibt Graupner die Struktur des Kanons. Diese Sonata canonica für 2 Blockflöten, Viola da Gamba und Basso continuo ist eindeutig der Höhepunkt der CD. Das liegt nicht zuletzt an den Gästen, die mit der Solistin musizieren: Maurice Steger, Blockflöte, Rodney Prada, Viola da Gamba und Markus Bernhard, der mit seiner Violone das Continuo-Cembalo von Vital Julian Frey ergänzt. Der Blockflötenton von Sabrina Frey ist generell nicht unbedingt schön; das macht sich besonders in den langsamen Sätzen mitunter störend bemerkbar. Sie spielt das Instrument hochvirtuos, aber wenig differenziert. Im Duett mit Steger jedoch läuft sie zur Hochform auf. Schon allein wegen dieser Welt-Ersteinspielung wäre die CD hörenswert.

Keine Kommentare: