Sonntag, 28. März 2010

Orff: Der Mond / Die Kluge (EMI Classics)

Zwei köstliche Stücke von Carl Orff nach Märchen der Gebrüder Grimm in wundervollen histori- schen Aufnahmen. Da ziehen vier Gesellen in die Fremde, und in einem Nachbarland erleben sie erstmals den Mond. Weil der so praktisch ist, beschließen die Burschen, ihn zu stehlen und mit nach Hause zu nehmen. Das gelingt auch. Doch dann beschließt jeder von ihnen, "sein" Viertel mit ins Grab zu nehmen.
In der Unterwelt aber ist das Licht nicht willkommen, denn es weckt die Toten auf und sorgt für Unruhe - bis schließlich Petrus höchstselbst die Ordnung wieder herstellt. Orff nutzt die Geschichte, um allerhand Trubel zu inszenieren; es hat da neben den vier Burschen und dem Petrus noch einen Erzähler in bester Evangelisten-Tradition (sehr hörenswert: Rudolf Christ), schwungvolle Musik und großartige Chöre. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1957. Es singen der Philharmonia Chorus and Children's Chorus, und es spielt bei beiden Werken das Philharmonia Orchestra unter Wolfgang Sawallisch.
Die Rolle des Erzählers übernimmt in Die Kluge das Volk, bestehend vor allem aus drei Vagabunden. Die Besetzung ist erstklassig. So ist als clevere Bauerntochter Elisabeth Schwarzkopf zu hören, ihren Vater singt Gottlob Frick. Prolog und Epilog spricht Orff höchstpersönlich - in seiner Gegenwart wurde 1956 Die Kluge eingespielt, so dass man davon ausgehen darf, dass die Aufnahme seinen Intentionen entspricht. Das Märchen ist bekannt. Auffällig ist, dass die scheinbar naiv erzählte Geschichte ziemlich schrill orchestriert ist - und dass Orff den König ziemlich bissig charakterisiert. Das Werk wurde 1943 in Frankfurt uraufgeführt. So harmlos wie Der Mond erscheint es nicht.

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