Sonntag, 18. Juli 2010

Mozart: Ideomeneo (Glyndebourne)

Jedes Jahr im Sommer findet in Glyndebourne, zwei Autostunden entfernt von London, östlich von Brighton, ein Spektakel der ganz besonderen Art statt: Opern- freunde treffen sich in einem Opernhaus, das aus dem Landhaus des Gründers des Festivals, John Christie, hervorgegangen ist, und erleben eine Oper - mit einer überlangen Pause, die traditionell dazu genutzt wird, ein opulentes Picknick im Garten zu genießen. Stilecht allerdings, in Abendkleid und Frack. Als das Festival 1934 zum ersten Mal stattfand - gespielt wurde Mozarts Hochzeit des Figaro - hatte das Opernhaus 300 Plätze; Anfang der 90er Jahre musste das alte Gemäuer einem Neubau weichen, in dem 1200 Zuhörer Platz haben.
Die Glyndebourne Festival Opera gibt es immer noch; mittlerweile gehört zu dem Unternehmen auch ein Label, das die wertvollen Archiv-Aufnahmen vermarktet.  In diesem Falle handelt es sich um Mozarts Oper Ideomeneo - eine sagenumwobene Aufnahme von 1964 mit Gundula Janowitz in der Rolle der Ilia, Luciano Pavarotti als Idamante und Richard Lewis in der Titelrolle. Die Aufführung wurde dirigiert von John Pritchard; es spielte das London Philharmonic Orchestra, und es sang der Glyndebourne-Chor. 
Mozart hat Ideomeneo zeitlebens für seine beste Oper gehalten. Leider konnten die Opernfreunde späterer Generationen mit der Opera seria generell wenig anfangen, und so verschwand auch dieses hübsche Werk, in dem der Chor eine tragende Rolle spielt, bald vom Spielplan. Dort ist sie bis heute ein Exot geblieben. Das Ereignis dieser Aufnahme ist zweifelsohne Pavarotti als Mozart-Tenor - der sich hier wohl erstmals in seiner Sängerkarriere gezwungen sah, "leise" zu singen.

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