Samstag, 24. Juli 2010

Scarlatti: Cantatas & Chamber Music (Chaconne)

Die Vokalwerke Scarlattis sind kleine Kostbarkeiten - obwohl er enorme Mengen davon produziert hat: Er selber berichtete von mehr als 100 Opern, knapp 800 Kantaten und gut 200 Messen; dazu kommen noch diverse Oratorien, und natür- lich Instrumentalwerke. Als den "größten Meister der Harmonie in Italien, mithin auf der ganzen Welt", pries ihn Johann Adolf Hasse, der nicht umsonst Scarlattis Schüler wurde. 
Scarlatti sah Musik nicht in erster Linie als Virtuosenfutter, sondern als deklamatorisch-rhetorische Kunst; in seinen Kantaten überrascht er mit kühnen chromatischen Rückungen, verblüffenden harmonischen Wendungen und einem Feuerwerk an Ideen auch in den Begleitstimmen. Die Klangrede wird hier Ereignis: Wer eine Blume im Eis erblühen hören möchte, der sollte der Cantata pastorale "Non so qual più m'ingombra" auf dieser CD aufmerksam lauschen.
Auch die drei anderen Kantaten, die sich eher mit dem Leiden un- glücklich Verliebter auseinandersetzen, neigen - durchaus zeitge- mäß - zum Pastoral. So schluchzt in "Quella pace gradita" der Verschmähte mit einer Turteltaube um die Wette, die durch die Blockflöte kunstvoll imitiert wird. Clara Rottsolk, Sopran, verfügt über eine schlanke, angenehm timbierte Stimme, und überzeugt insbesondere durch intelligente Phrasierung.
Auch in seinen Instrumentalwerken interessierte sich Scarlatti mehr für die Linie und für die kunstvolle musikalische Struktur als für vordergründige Virtuosität. Sein Concerto IX a-Moll unterscheidet sich enorm von ähnlichen Werken Corellis oder Vivaldis; allerdings ist diese Blockflötenpartie in einigen Abschnitten selbst für den Profi nicht mal eben so vom Blatt zu spielen. Gwyn Roberts aber gestaltet Scarlattis Werke vorbildlich; sie hat hörbar Vergnügen an musikalischer Dramatik und technisch ohnehin offenbar keine Limits. Mit ihr konzertieren Emlyn Ngai und Karina Fox, Violine/Viola, Eve Miller, Violoncello, Richard Stone, Laute und Theorbe, sowie dem überragenden Tempesta di Mare Philadelphia Baroque Orchestra. Bei dieser Aufnahme spielen selbst die Tutti grandios.

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