Montag, 19. Juli 2010

Schumann: Piano Works; Martynov (Caro Mitis)

Und da wir gerade beim Thema sind - auch Juri Martinow hat frühe Klavierwerke Schumanns einge- spielt, in etwas anderer Kombina- tion allerdings: Das Blumenstück op 19 und die Arabeske op. 18 setzt er als Rahmen, und fasst damit die Sonate für Klavier Nr. 1 fis-Moll op. 11 sowie die Kreisleria- na op. 16.
Die Sonate, zumindest noch orien- tiert an der bekannten Form, pu- blizierte Schumann unter seinen Pseudonymen: Clara zugeeignet von Florestan und Eusebius, schrieb er auf das Titelblatt. Diese beiden Phantasiegestalten sind dem Musikfreund aus Schumanns Zeitschrift vertraut, wo sie selten einer Meinung waren - und sich auch vom Temperament her deutlich unterschieden. In der Zunei- gung zu Clara Wieck aber waren sich die beiden offensichtlich einig. Und darüber, welche Phrase nun von welchem Schumann-Alter-Ego stammt, sollen sich Musikwissenschaftler streiten.
Die Kreisleriana sind ein Zyklus von Miniaturen - was wohl die Lieb- lingsform des Komponisten gewesen sein dürfte. Die acht Phantasien kreisen um Clara: "Eine recht ordentlich wilde Liebe liegt darin in einigen Sätzen, und Dein Leben und meines", schrieb Schumann. Doch gewidmet hat er sie einem Musikerkollegen: "Seinem Freunde Frédéric Chopin zugeeignet." Diese Widmung wiederum setzt Juri Martinow in Musizierhaltung um. Er nimmt die Kreisleriana beinahe aristokratisch, distanziert - was den Stücken aber erstaunlich gut bekommt; seine Auffassung überzeugt.
Arabeske und Blumenstück sind sich in ihrer Grundsubstanz ziemlich ähnlich - es sind, so Schumann, "Variationen, aber über kein Thema". Wie in einem Kaleidoskop werden hier die Themenfragmente umein- ander geschüttelt, immer wieder ergeben sich neue, bestaunenswerte Klangbilder, kleine Wunder von großer Tiefe. Auch hier gefällt mir das überlegte, am Notentext orientierte, sorgsam gestaltende, aber im Einsatz gestalterischer Mittel sehr zurückhaltende Klavierspiel von Juri Martinow. Bravo!

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