Freitag, 5. November 2010

Magdalena Kozená: Lettere Amorose (Deutsche Grammophon)

Lettera amorosa lautet der Titel eines Madrigals von Claudio Mon- teverdi. Um es vorwegzunehmen: Dieses berühmte Lied singt Magda- lena Kozená auf dieser CD nicht. Die Liebesbriefe gelten vielmehr ihrer Erinnerung: "Ich bin mit dieser Musik aufgewachsen und wollte mich wieder darauf zu- rückbesinnen", so die Sängerin, die bereits als Sechsjährige im Kinder- chor der Philharmonie Brno ihre musikalische Ausbildung begann. "Weil diese Stücke keine großen technischen Hürden beinhalten, kommt man näher an den Kern dieser Musik heran. Das ist unwahrscheinlich befreiend: Man singt zum eigenen Vergnügen." 
Monteverdi ist auch dieser CD nur mit einem Madrigal vertreten - es erklingt das bekannte Si dolce è tormento. Gemeinsam mit den Musi- kern des Ensembles Private Musicke um Pierre Pitzl stellte Magdalena Kozená ansonsten eine Auswahl von Werken meist wenig bekannter Monteverdi-Zeitgenossen für diese Aufnahme zusammen - die aber zum Teil melodisch wie harmonisch erstaunlich modern wirken. 
Die Spannbreite dieser Stücke ist erstaunlich groß. Da findet sich neben Felici gl'animi von Girolamo Kapsberger - einem fröhlichen Loblied auf das Landleben - und etlichen Liebesliedern unter ande- rem auch die Canconetta spirituale sopra alla nanna von Tarquinio Merula, ein Wiegenlied der Jungfrau Maria, in dem sie wie in einer Vision das Leiden und die Wunden Christi beklagt, um schließlich dennoch das Kind in den Schlaf zu singen. 
Der Mezzosopranistin liegt dieses Repertoire ausgesprochen gut, und Private Musicke begleitet abwechslungsreich auf Nachbauten histo- rischer Instrumente - von der Barockgitarre nach Stradivari über Viola da gamba, Lirone, Colascione, Theorbe und Violone bis hin zur arpa doppia, einer Harfe, die beidseitig mit Saiten bespannt war und so dem Harfenisten deutlich mehr Möglichkeiten gab als die zuvor üblichen einfachen Instrumente. Lustigerweise sind diese "Original- instrumente" allerdings auf 440 Hertz gestimmt - was man wohl als Tribut an die Sängerin sehen muss, die üblicherweise eher Strauss oder Mozart singt als Alte Musik. Bis auf einige forcierte Töne, wo Kozená die Stimme zu sehr ins Opernfach timbriert, ist diese Ein- spielung aber rundum gelungen. Sie überzeugt nicht zuletzt durch ihre Intimität und stimmige Gestaltung. Brava!

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