Donnerstag, 27. Oktober 2011

Weber - Spohr - Reicha. Raphael Wallfisch (Nimbus Records)

Raphael Wallfisch spielt virtuose Cellomusik  - Werke aus jener Zeit, da das Instrument, soeben dem Continuo entwachsen, zunehmend mit solistischen Aufgaben betraut wurde. So verwundert es nicht, dass zwei der Komponisten, deren Stücke Wallfisch hier präsentiert, selbst exzellente Cellisten waren. Josef Reicha (1752 bis 1795) wirkte zunächst als Solocellist in der Kapelle des Fürsten Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein, und später als Konzertmeister und Musikdirektor der Kurfürstlichen Hofkapelle in Bonn. Sein Cello- konzert in A-Dur op. 4 Nr. 1 klingt noch ganz erstaunlich nach Mozart. Franz Danzi (1763 bis 1826), Solocellist in Mannheim und München, ist auf dieser CD vertreten mit Variationen über Là ci darem la mano aus Mozarts Don Giovanni - ein zauberhaftes Werk, das in erster Linie Charme und Grazie dieses Duettes betont. 
Carl Maria von Weber (1786 bis 1826) wiederum war mit Danzi eng befreundet. Sein Konzert Grand pot-pourri op. 20 aus dem Jahre 1808 ist nicht zuletzt eine Verneigung vor Danzi - und zudem ein musikalischer Spaß von hohen Graden. Weber inszeniert das Cello wie einen Opernstar; er lässt es vor einer dramatischen Kulisse singen. 
Louis Spohr (1784 bis 1859) war einer der besten Geiger seiner Zeit. Er war unglaublich populär, und galt zu Lebzeiten auch als einer der führenden Komponisten. Sein Violinkonzert Nr. 8 in a-Moll op. 47, in Form einer Gesangsszene, war offenbar noch für die nachfolgende Generation so attraktiv, dass der Cello-Virtuose Friedrich Grützma- cher (1832 bis 1903) eigens eine Version für Violoncello arrangier- te. Und nicht umsonst sagt man dem Instrument nach, dass es singen könne wie die menschliche Stimme. 
Wallfisch nutzt diese vier doch recht unterschiedlichen Werke, um verschiedene Facetten des Celloklanges zu demonstrieren - von der schlanken, beweglichen, fast noch barock geführten Stimme bis hin zum satten, grandiosen Belcanto. Das Northern Chamber Orchestra aus Manchester unter Nicholas Ward begleitet ihn dabei stilsicher - und zeigt auf, welch enorme Vielfalt an musikalischen Handschriften und Ideen in Deutschland blühte, als sich noch jeder Hof sein Orche- ster leistete. 

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