Mittwoch, 18. Juli 2012

Dussek: Piano Concertos (Capriccio)

Die Musik auf dieser CD klingt wie eine Kreuzung aus Haydn und Chopin. Doch im Verlaufe dieser durchaus an Überraschungen nicht armen Konzerte sind immer wieder Passagen hörbar, die eher an einen braven Handwerker als an ein Genie denken lassen. Jan Ladislav Dusík (1760 bis 1812) war der Sohn eines Kantors und stammte aus Böhmen. Seine Ausbildung be- gann wahrscheinlich im Eltern- haus; Dusík wurde dann Chorkna- be, und lernte an diversen Jesui- tenseminaren sowie am Neustädter Gymnasium. Anschließend studierte er an der Prager Universität. 
Doch schon 1779 ging Dusík auf seine erste Konzertreise als Pianist. 1782 war er in Hamburg, ein Jahr später in Russland, wo er in St. Pe- tersburg vor der Zarin Katharina der Großen musizierte.  Dann war er zeitweise Kapellmeister des Fürsten Radziwill in Litauen. Doch schon bald ging er erneut auf Konzertreisen, die ihn schließlich 1786 nach Paris führten. Dort spielte er bei Hofe, und gab auch Unterricht. Noch vor Ausbruch der Französischen Revolution reiste Dusík nach Lon- don, wo er elf Jahre lang wirkte. 
In England wurde der Pianist gefeiert. Er hatte viele Schüler, kompo- nierte fleißig, und gründete zudem gemeinsam mit seinem Schwieger- vater Domenico Corri einen Musikverlag. Als dieser 1799 Pleite ging, floh Dusík nach Hamburg. Dort lernte er den Prinzen Louis Ferdinand von Preußen kennen, der selbst ein exzellenter Musiker war, und der Dusík 1804 als Gesellschafter, Hausvirtuosen, Kapellmeister und wohl auch Zechkumpan engagierte. 
Der Prinz fiel 1806, vier Tage vor der Schlacht von Jena und Auer- stedt, als Kommandant einer preußischen Vorhut. Dusík kehrte nach Paris zurück, wo Talleyrand sein Mäzen wurde. Dort starb er 1812 an der Gicht. 
Der Londoner Klavierbauer John Broadwood erweiterte eigens für Dusík den Tonumfang seiner Instrumente zunächst auf fünfeinhalb und schließlich sogar auf sechs Oktaven. Für diese Aufnahme wurde ein Flügel aus seiner Werkstatt aus dem Jahre 1806 eingesetzt, der über fünfeinhalb Oktaven Umfang verfügt. Andreas Staier, der Dusíks Konzerte gemeinsam mit dem Concerto Köln eingespielt hat, macht deutlich, dass es dabei eher um brillante Effekte als um Ausdrucks- nuancen geht. Insbesondere das Konzert op. 48 stellt technisch einige Ansprüche. Hammerflügel-Spezialist Staier absolviert die pianisti- schen Turnübungen locker; man fragt sich allerdings, warum dieses eher athletische Feuerwerk seinerzeit das Publikum derart fasziniert hat. Zum Abschluss der CD gibt's noch eine ganz besondere Rarität: Auf das Klavierkonzert op. 22 folgt das Tableau "Marie Antoinette" op. 23. Dabei handelt es sich um ein Melodram - Untertitel: Tableau de la situation de Marie-Antoinette, Reine de France, depuis son emprisonnement jusqu'au dernier moment de sa vie, rendu dans une Musique Allégorique; man hört hier sogar die Guillotine herabsausen.

Keine Kommentare: