Mittwoch, 26. Dezember 2012

Alois - Von Hirten und Engeln (Preiser Records)

Die hohe Stimme ist Alois Mühl- bacher offenbar bislang erhalten geblieben. Der junge Mann singt seit 2005 bei den St. Florianer Sängerknaben; er ist mittlerweile 17 Jahre alt, und gilt nicht nur deshalb als Stimmwunder. Wer seine bislang erschienenen CD nicht kennt, der kann auch bei Youtube nachschauen: Von der Königin der Nacht bis hin zu Strauss und Mahler - es gibt fast nichts, was Mühlbacher nicht gesungen hat, üblicherweise am Klavier begleitet vom Chorleiter Franz Farnberger. 
Anschauen sollte man den jungen Sänger allerdings besser nicht, denn sein musikalischer Ausdruckswille bricht sich Bahn in einer Gestik, die höchst affektiert wirkt. Derartiges Kaspertheater sollte sich ein angehender Profi schnell wieder abgewöhnen, das kommt beim Publikum nicht wirklich gut an. 
Für das Weihnachtsfest haben Mühlbacher und sein Mentor Farnber- ger ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt, das auf tradi- tionelle Weihnachtslieder vollkommen verzichtet, und statt dessen auf das (spät)romantische deutsche Kunstlied setzt. Es erklingen Lieder von Peter Cornelius (1824 bis 1874), Joseph Haas (1879 bis 1960), Max Reger (1873 bis 1916) sowie von Franz Philipp (1890 bis 1972), Johannes Hatzfeld (1882 bis 1953) und Casimir von Pászthory (1886 bis 1966). Im Mittelpunkt der CD aber stehen ohne Zweifel die sieben Lieder von Hugo Wolf (1860 bis 1903), drei davon aus dem Spanischen Liederbuch. Mühlbacher singt zudem Der Engel aus den Wesendonck-Liedern von Richard Wagner (1813 bis 1883). Ob das durchweg inhaltlich für einen Teenager passt, das muss jeder Hörer für sich entscheiden. 
Gestaltet sind die Lieder zumeist überzeugend. Dabei zeigt der junge Solist eine für sein Alter ganz erstaunliche Reife. Aus den Höhen, in denen er sich bislang stimmlich bewegte, hat sich Alois Mühlbacher allerdings mittlerweile verabschiedet. Seine Stimme hat sich ver- ändert; sie ist voller geworden, klingt reifer - und deutlich tiefer. In der Mezzo-Region ist der Sänger hörbar daheim, die Spitzentöne hingegen klingen nicht mehr wirklich gut. 
Es wäre Mühlbacher zu wünschen, dass er auch nach dem Stimm- bruch weiter künstlerisch gefördert wird. Möge er Partner finden, die seinen Ehrgeiz verstehen, aber den jungen Sänger doch ein wenig bremsen, damit er Zeit bekommt für seine weitere Entwicklung. Man darf gespannt sein - doch man wird ganz sicher weiter von ihm hören. 

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