Sonntag, 9. Dezember 2012

Himmels-Lieder (Christophorus)

"Ich fürchte keinen Tod auf Erden, / und stirbet doch kein Christe nicht, / Was soll mit angst und bange werden, / wenn mir der Tod das Herze bricht. / Im Sterben geht das Leben an, / das mir kein Tod nicht nehmen kann." Geradezu trotzig klingt ein solches Bekennt- nis, zu Papier gebracht am Ende des 17. Jahrhunderts. Denn der Dreißigjährige Krieg hatte Land und Leute gezeichnet - und auch in der Musik seine Spuren hinter- lassen. Selbst die fürstlichen Haushalte mussten sich einschränken, weil die verwüsteten Ländereien keine Erträge mehr erwirtschafteten. Die Kassen waren leer. So waren auch zahlreiche Hofkapellen ver- kleinert oder ganz entlassen worden. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis sich die von den Söldnern verheerten Regionen wieder erholten. 
Franz Vitzthum hat für diese CD Lieder und Kantaten ausgewählt, die ganz überwiegend in jener Nachkriegszeit entstanden sind, und menschliches Leid vor Gott bringen. Das vermittelte, in allem Elend, zumindest einen gewissen Trost, weshalb Vitzthum diese Werke auch nicht als Klagegesänge, sondern als Himmels-Lieder bezeichnet. 
Der Countertenor, der aus der Operpfalz stammt, begann seine mu- sikalische Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen. Er studierte dann Gesang bei Kai Wessel an der Musikhochschule Köln. Auf dieser CD ist er gemeinsam mit dem Capricornus Consort Basel zu hören, das sich als versiertes Barock-Ensemble erweist. Vitzthum verfügt über eine zwar kleine, aber ausgesprochen klangschöne Stimme, die aus den Tiefen mühelos bis in die Mezzolage reicht. Der Countertenor singt fokussiert, intonationssicher und zeigt sich jeder Koloratur sowie jeder noch so ausgefallenen Auszierung gewachsen. 
Auch sind die Werke, die er gemeinsam mit dem Capricornus Consort auf dieser CD vorstellt, fast durchweg Raritäten. Sie stammen von Komponisten wie dem Rudolstädter Kapellmeister Philipp Heinrich Erlebach (1657 bis 1714), dem Zittauer Musikdirektor und Organisten Johann Krieger (1652 bis 1735), dem Eilenburger Organisten Johann Hildebrand (1614 bis 1684) und von Johann August Kobelius (1674 bis 1731), der im Dienste der Herzöge von Sachsen-Weißenfels stand, zuletzt als Landrentmeister und Capelldirector in der Nebenresidenz Sangerhausen. Seine Werke müssen sämtlich als verloren gelten - bis auf eine einzige Kantate, die Vitzthum hier vorstellt. 

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