Dienstag, 26. März 2013

Bach: St. Matthew Passion (Naxos)

Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) hat, wie es seinerzeit üblich war, musikalisches Material durchaus auch mehrfach ver- wendet. Dabei hat er nicht nur Instrumentierungen geändert, er hat die Musik vorhandener Werke bei Bedarf zudem in neue Stücke integriert. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist der Chor Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompe- ten!, der zum ersten Male in einer Glückwunschkantate 1733 zum Geburtstag der sächsischen Kurfürstin erklungen ist, aber - mit geändertem Text - eher als Eingangschor zum Weihnachtsoratorium jedermann präsent ist. Das ist nachvollziehbar, denn Pauken und Trompeten, musikalische Insignien höfischer Pracht und Macht, passen auch zur Feier der Geburt Christi. 
Nun hat allerdings Sören Johannsen, Organist und Musikdirektor an der Christianskirche in Kopenhagen, Bachs Matthäus-Passion für Trompete und Orgel arrangiert. Seine Version enthält fast die Hälfte der originalen Musik. Die Sätze, die zwischen Eingangschor und Schlusschor erklingen, folgen der chronologischen Reihenfolge. Die dänische Trompeterin Dorthe Zielke hat diese Bearbeitung gemein- sam mit Johannsen bei Naxos eingespielt.
Unterstützt wurde sie dabei zudem von Ulla Miilmann, Flöte, Pelle Gravers Nielsen, Oboe und Johannes Söe Hansen, Violine. Sie alle musizieren makellos. Insbesondere Zielke begeistert mit ihrem klangschönen, perfekten Trompetenspiel. Wer die Kombination aus Orgel und Trompete schätzt, der dürfte von dieser CD sehr angetan sein. 
Wer aber die Matthäus-Passion kennt, dem wird diese Aufnahme eher Unbehagen bereiten. Denn der Klang der Trompete und die Passions- geschichte, sie gehören nicht zusammen. Die Trompete ist das Instru- ment der Macht und der festlichen, repräsentativen Inszenierung. Die Passion aber berichtet von Schwäche, Leiden und Tod. Die Erbarme dich-Arie oder der Schlusschor Wir setzen uns mit Tränen nieder auf der Trompete geblasen - das ist ein Widerspruch in sich. 

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