Samstag, 23. März 2013

Zu Gottes Ehr und Deinem Trost (Cantate)

Diese CD erinnert an ein wenig be- kanntes Detail aus der Geschichte der Kirchenmusik: Anhänger der Lehre Martin Luthers haben nicht nur mit großer Hingabe die neuen Kirchenlieder aus dem Umfeld des Reformators gesungen. Sie haben oftmals auch, als Ausdruck per- sönlicher Frömmigkeit, Kirchen- lieder umgedichtet. 
Beispiele für diese sogenannten Kontrafakturen hat Ulrike Volk- hardt mit dem Hannoveraner Ensemble Devotio moderna im April 2012 im Kloster Isenhagen im Konzert vorgestellt; der Mit- schnitt davon ist bei Cantate auf CD erschienen. 
Den Anstoß für dieses Projekt gab die Wiederentdeckung mittel- alterlicher Musik aus den Heideklöstern. Sie lenkte die Aufmerk- samkeit auf die Beziehungen dieser Klöster in der Lüneburger Heide zu jenen in Mecklenburg und Vorpommern. Daraus wiederum ent- standen Kontakte nach Ribnitz, wo sich früher ein Klarissenkloster befand, nach Barth und nach Franzburg mit dem ehemaligen Zisterzienserkloster Neuenkamp. 
Die Musiker stellten fest, dass zur Zeit der Reformation insbesondere zwischen Niedersachsen und Vorpommern enge Verbindungen existierten. So heiratete Clara, eine Tochter von Herzog Franz, der in Gifhorn residierte, Bogislaw XIII., Herzog von Pommern, der seine Residenz in Barth hatte. Dort ließ er auch eine Druckerei einrichten, in der unter anderem die Barther Niederdeutsche Bibel von 1588 und diverse Gesangbücher gedruckt wurden. Sowohl Bogislaw als auch Clara haben Kontrafakturen gedichtet - jeweils eine davon wird vom Ensemble Devotio moderna auf dieser CD vorgestellt. 
Das Programm, das Ulrike Volkhardt gemeinsam mit der Altäbtissin des Klosters Isenhagen zusammengestellt hat, enthält noch weitere Kontrafakturen, die Adlige aus Niedersachsen, Pommern und ihre Verwandten zu Lutherliedern erdacht haben. Aus der Witzendorff Handschrift der Lüneburger Ratsbücherei stammt das im Kloster Medingen entstandene und von Luther weitergedichtete Lied Belobet seistu Jesu Christ. Mit Die Sonn verbirget ihren schein erklingt noch eine weitere Kontrafaktur aus der Feder des Reformators. 
In Barther Gesangbüchern sowie einem sowohl in der Barther Kir- chenbibliothek als auch im Kloster Isenhagen erhaltenen Cantionale (Wittenberg 1573) fand sich eine Nachdichtung des Magnificat in deutscher Sprache. Dort entdeckten die Musiker auch eine Passions- erzählung in Liedform, mit der diese CD schließt. Die einzelnen Stücke sind durchweg Dokumente eines innigen Glaubens. Sie werden von den Musikern mit berührender Intensität vorgetragen. 

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