Mittwoch, 17. April 2013

Locatelli: L'arte del violino - 24 Capricci (Newton)

Pietro Antonio Locatelli (1695 bis 1764) war einer der großen Violinvirtuosen. Er stammt aus Bergamo, wo er offenbar schon früh in der cappella musicale der Kirche Santa Maria Maggiore gespielt hat. 1711 ging der junge Musiker nach Rom; drei Jahre später berichtet er in einem Brief an seinen Vater, dass er in der Hauskapelle des Fürsten Michelan- gelo I. Caetani musiziert. 
Wer ihn unterrichtet hat, das kann man nur vermuten - aber er muss in Rom, wie auch zuvor schon in Bergamo, exzellente Lehrer gefun- den haben. 1721 erschien in Amsterdam Locatellis erstes Werk im Druck, XII Concerti grossi op. 1, gewidmet Kardinal Camillo Cybo. 
Locatelli muss durch halb Europa gereist sein, doch es gibt wenig Berichte über seine Auftritte; wer etwas über das Wirken des Vir- tuosen erfahren will, der muss in Hofjournalen, Kassenbüchern und privaten Aufzeichnungen mühsam nach seinen Spuren suchen. So lässt sich rekonstruieren, dass er 1727 in München weilte, und 1728 am preußischen Hof, in Frankfurt/Main und in Kassel musizierte. 1729 ließ sich der Geiger in Amsterdam nieder, wo er bis an sein Lebensende blieb. Er ließ dort seine Werke drucken, unterrichtete und musizierte gelegentlich im privaten Kreis. 
Der Katalog seines Nachlasses verrät uns, dass Locatelli damit ein Vermögen erworben hat. Der Musiker besaß nicht nur Kleidung, Hausrat und Musikalien, sondern auch eine umfangreiche Bibliothek und zahlreiche Gemälde. 
Die 24 Capricci, die Emmanuele Baldini 1998 eingespielt hat, sind Bestandteil von L'arte del violino op. 3. Es sind virtuose Zugaben zu den zwölf Violinkonzerten, die schon an sich ziemlich anspruchsvoll sind. Leider haben die Capricci später ein Eigenleben entwickelt, was man auch dieser Aufnahme anhört: Sie wurden als Etüden genutzt, und Generationen von Geigern haben an solchen Stücken Finger und Bogenführung perfektioniert - höher, schneller, weiter! Wer diese Werke so spielt, der wird ihnen aber nicht gerecht, und er wird sein Publikum langweilen, statt Faszination und Erstaunen auszulösen. 

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