Donnerstag, 24. Juli 2014

Weber: Der Freischütz (MDG)

Harmoniemusik erfreute sich einst, ganz besonders in Österreich, großer Beliebtheit. Wenn sich Adlige keine komplette Hofkapelle leisten konnten oder wollten – zu einem Bläseroktett reichte es dann doch allemal. Und wie es im Schloss klang, so tönte es bald auch in den Klöstern. 
Gefragt waren dabei nicht nur Originalkompositionen. Die Bläserharmonien spielten gern die aktuellen „Hits“, das waren schon zu Mozarts Zeiten geschickte Arrangements von Orchesterstücken, vor allem aber auch beliebte Opernmelodien. Einer der bekanntesten Arrangeure solcher Werke war der Klarinettist Wenzel Sedlak (1776 bis 1851). Der Wiener Kapellmeister bearbeitete, sozusagen nebenbei, gut 25 Jahre lang Partituren von Opern und Balletten für die Harmoniemusik. 
Etliche seiner Werke dürften für den Kaiserhof bestimmt gewesen sein. Doch auch bei den Augustinern in Altbrünn finden sich in der Klosterbibliothek mehr als 50 seiner Arrangements. Eines davon hat das legendäre Consortium Classicum um den Klarinettisten Dieter Klöcker 1986 bei Dabringhaus und Grimm eingespielt. 
Der Freischütz von Carl Maria von Weber in der Version von Wenzel Sedlak, für Harmoniemusik plus Kontrabass – das ist gleich aus mehreren Gründen ein spannendes Unterfangen. So ist es interessant, nachzuvollziehen, welche Ausschnitte aus der Oper der Arrangeur bearbeitenswert oder aber arrangierbar fand. Zum anderen aber ist es bemerkenswert, welchen Instrumenten er welche Gesangslinie zugewiesen hat – und wie er generell mit den acht Bläsern versucht, Webers Orchesterklang kreativ zu bewältigen. Unmöglich? Wer diese CD anhört, der wird staunen. Und er wird sich an den cleveren Lösungen erfreuen, die Sedlak stets mit sicherer Hand gefunden hat. Was für ein Witz! Erfreulich ist aber auch die feinsinnige Interpreta- tion durch die neun Musiker, jeder einzelne ein Meister – dem Consortium Classicum zu lauschen, das ist immer wieder ein Vergnügen. Die Klangqualität der Aufnahmen dieses Labels zu loben, das hieße wohl Eulen nach Athen tragen. Wer Opern eigentlich mag, aber sich oft über die Sänger ärgert, der sollte sich diese Aufnahme unbedingt anhören. 

Keine Kommentare: