Samstag, 27. September 2014

Schütz: Psalmen Davids (Carus)

Heinrich Schütz (1585 bis 1672) hat wie kein anderer Komponist die Kunst der venezianischen Mehrchö- rigkeit mit der lutherischen Tradition der Textauslegung verknüpft. Besonders strahlend zeigt sich diese seine Kunstfertigkeit in den Psalmen Davids. Dort verbindet er repräsen- tative Klangpracht, wie er sie in Italien bei Giovanni Gabrieli kennengelernt hat, mit der Idee der Predigt, allerdings in Musik gesetzt, denn das war das Geschäft des Kapellmeisters am sächsischen Kurfürstenhof. 
Dieses bedeutende Werk gehört auch in der Schütz-Gesamteinspielung bei Carus ohne Zweifel zu den Höhepunkten. Das liegt zum einen an den herausragenden Solisten, die in den Favoritchören musizieren. Doch auch die Kapellchöre sind nicht wirklich schwächer besetzt. Hans-Christoph Rademann gelingt es zudem, die Sänger und die Instrumentalisten des Dresdner Barockorchesters so durch die komplizierten musikalischen Strukturen zu navigieren, dass der Klang perfekt ausbalanciert bleibt, so dass die Musik zu jedem Zeitpunkt durchhörbar wirkt. An keiner Stelle entsteht Klangbrei; allen Mitwirkenden gelingt es obendrein, Emotion und Textverständlichkeit in vorbildlicher Weise zu kombinieren. Und als besonderes Sahnehäubchen erklingt das ohnehin groß besetzte Danket dem Herren, denn er ist freundlich SWV 45 hier erstmals mit einem von dem Trompeter Edward H. Tarr rekonstruierten fünfstimmigen Bläserchor nebst Pauke. So wird auch die höfische Dimension dieser Musik zum Erlebnis. 

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