Donnerstag, 20. November 2014

Orgellandschaft Sächsische Schweiz - Matthias Grünert (Auris Subtilis)

Den zweiten Orgelmarathon hat im vergangenen Sommer Matthias Grünert absolviert. Führte diese Wegstrecke, die allerdings eher an eine Pilgerreise als an einen Wett- kampf denken lässt, im Sommer 2013 in die Oberlausitz, so galt der Orgel- marathon 2014 den Instrumenten in der Sächsischen Schweiz. Sportlichen Ehrgeiz freilich muss man schon haben, wenn man sich an ein solches Projekt wagt – denn jede Orgel klingt anders, für jedes Instrument ist passende Musik auszusuchen. Und die vorliegende CD dokumentiert nur einen schmalen Ausschnitt aus dem Marathonprogramm – Kantor Grünert hat an sechs Tagen Konzerte auf insgesamt 42 Orgeln zwischen Pirna, Frauenstein, Sebnitz und Osek gespielt. Zehn dieser Orgeln sind nun auf der CD zu hören. 
Die Orgellandschaft, die hier vorgestellt wird, ist erstaunlich bunt. Es sind kleine und große Orgeln aus vier Jahrhunderten, in den unterschiedlich- sten Dispositionen und mit sehr individuellen Klangfarben. Natürlich spielt Grünert auf der Orgel, die Gottfried Silbermann 1731 in Reinhardts- grimma errichtet hat, Musik von Johann Sebastian Bach. Doch gleich darauf folgt ein Marche Religieuse von Gustav Adolf Merkel (1827 bis 1885), vorgetragen auf der Jehmlich-Orgel aus dem Jahre 1869, die sich in der neugotischen katholischen Kirche St. Kunigunde in Pirna befindet. 
Eine klangschöne kleine Orgel, von Johann Daniel Ranft aus Geising 1781 erbaut, befindet sich in der evangelisch-lutherischen Kirche Struppen. Dort erklang Musik von Georg Andreas Sorge (1703 bis 1778), der als Organist und Lehrer in Lobenstein wirkte und nicht nur als Komponist, sondern vor allem auch durch seine musiktheoretischen Schriften weithin bekannt wurde. Die jüngste und zweitgrößte Orgel der Sächsischen Schweiz be- findet sich in der evangelisch-lutherischen Stadtkirche von Königstein. Sie wurde 2007/2008 durch Georg Wünning, Großolbersdorf, erbaut. Dabei wurden Teile ihrer Vorgänger, insbesondere einer hochromantischen Jehmlich-Orgel aus dem Jahre 1851 und einer spätromantisch-orchestral disponierten Jehmlich-Orgel von 1907, erhalten und integriert. Auf diesem Instrument spielt Grünert Werke des englischen Musikdirektors Percy Eastman Fletcher (1879 bis 1932). 
Immer wieder überrascht der Organist durch seine Musik-Auswahl. Grünert bereichert das Programm insbesondere durch eine Vielzahl von Werken englischer Komponisten, die hierzulande wenig bekannt sind. Mit den ausgewählten Stücken vermittelt er sehr geschickt einen Eindruck von den Klangmöglichkeiten und Qualitäten der jeweiligen Orgel. Der enga- gierte Kirchenmusiker ist eigentlich Kantor an der Dresdner Frauen- kirche. Man darf gespannnt sein, wohin der Orgelmarathon 2015 führen wird – und wünscht Matthias Grünert auch weiterhin Entdeckerfreude und Musizierlust! 

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