Dienstag, 13. Oktober 2015

Monteverdi: Il Ritorno d'Ulisse in Patria (Linn)

Claudio Monteverdi (1567 bis 1643) wurde in Cremona geboren. Sein Vater, ein Barbier und Wundarzt, ermöglichte ihm die Ausbildung bei Marco Antonio Ingegnere,  maestro di cappella an der dortigen Kathe- drale. 1590 trat Monteverdi in Man- tua in die Hofkapelle des Herzogs Vincenco I. Gonzaga ein, zunächst als Sänger und Violinist; 1601 wurde er Kapellmeister. Er komponierte viel, so veröffentlichte er einige Madrigal- bücher. 1607 schrieb Monteverdi für seinen Dienstherrn L'Orfeo, eine der ersten Opern überhaupt. Sie wurde während des Karnevals in Mantua aufgeführt und erregte großes Aufsehen. Nach dem Tode des Herzogs 1612 musste sich Monteverdi eine neue Anstellung suchen. 1613 wurde er schließlich Kapellmeister des Markus- domes in Venedig. 
Insgesamt hat Monteverdi mindestens 18 Opern komponiert; von den meisten ist uns allerdings heute nur noch der Titel bekannt. Halbwegs vollständig überliefert sind neben L'Orfeo nur L'Incoronazione di Poppea und Il Ritorno d'Ulisse in Patria. Aufnahmen dieser Werke gibt es mittlerweile in erstaunlich großer Zahl. Nun ist der Ulisse bei Linn erstmals im Surround-Sound auf SACD erschienen, eingespielt mit einer großen Schar junger Sänger vom Ensemble Boston Baroque unter Leitung von Martin Pearlman. 
Das umfangreiche Beiheft enthält unter anderem Informationen zu Text und Handlung der Oper. In einem langen Begleittext diskutiert Pearlman allerdings auch die gewählte Version, die von altbekannten Varianten mitunter deutlich abweicht. So grübelt Pearlman, ob nun das Libretto oder die einzige überlieferte Abschrift näher am Original sind, und wie denn die Musik seinerzeit überhaupt geklungen haben könnte – denn die Abschrift enthält zumeist nur die Gesangsstimme und die Basslinie der Begleitung. „To have the ensemble sit silent for over 90% of the opera would have been artistically and financially wasteful in the seventeenth century as it is in the twenty-first“, meint der Kapellmeister, und ergänzt fehlende Orchesterparts. Eine eigenständige, interessante Fassung, die so manches spannende Detail hörbar werden lässt. 

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