Sonntag, 13. Dezember 2015

Homilius: Complete Organ Chorales (Brilliant Classics)

Warum das Werk von Gottfried August Homilius (1714 bis 1785) derart in Vergessenheit geraten konnte, das gehört zu den Rätseln der Musikgeschichte. Der Musiker, möglicherweise ein Schüler Bachs, war zunächst Organist an der Dresdner Frauenkirche und in späteren Jahren dann Kreuzkantor in Dresden. Seit einiger Zeit bemühen sich Ensembles insbesondere aus dem Umfeld und mit Unterstützung des Carus-Verlages, seine Passionen, Kantaten und Motetten wieder dem Publikum zugänglich zu machen. 
Felix Marangoni hat sich jetzt Homilius’ Orgelwerk zugewandt. Der junge venezianische Organist, ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen bei internationalen Wettbewerben, hat bei Brilliant Classics eine Doppel-CD mit Orgelchorälen veröffentlicht. Für die Aufnahmen hat er die Orgel der Chiesa di Sant’Antonio di Vienna in Padua ausgewählt, erbaut 2007 von Francesco Zanin nach norddeutschen Vorbildern. Sie verfügt bei zwei Manualen und Pedal über 25 Register, und steht in Werckmeister-Stimmung. 
Die Einspielung umfasst die 32 Praeludia zu geistlichen Liedern vor zwey Claviere und Pedal HoWV VIII. 2-33 sowie zehn Choräle HoWV1 und 34-42. Sie enthält zahlreiche Weltersteinspielungen. Es ist die erste Produk- tion seit über 30 Jahren, die sich ausschließlich mit Homilius’ Orgelwerk befasst. Das aber erweist sich durchaus als ein lohnendes Unterfangen, denn Homilius muss ein ebenso brillanter wie geistreicher Organist gewesen sein. Aus diesem Grunde sollten dieser Doppel-CD bald weitere Aufnahmen und vor allem auch Noteneditionen folgen; man würde sich wünschen, diese Musik zukünftig auch in Konzerten öfter hören zu können. Nicht ohne Grund schrieb Johann Friedrich Reichardt 1776 über seinen Lehrer, Homilius sei „jetzt wohl ausgemacht der beste Kirchen- komponist (..) und zugleich der größte Organist, den ich jemals gehört und vielleicht in meinem Leben hören werde.“ 

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