Montag, 25. Januar 2016

Steffens: Die Musik und ein guter Wein (cpo)

Johann Steffens (um 1560 bis 1616) war der Sohn eines Itzehoer Stadt- rates. Heinrich Steffens erkannte seine musikalische Begabung, und ließ Johann dementsprechend ausbilden. Berichtet wird, er sei zudem „bey einem orgellmacher gewesen, davon er gelernet, daß er die Stimmen der orgell woll umbziehen kann“
Graf Heinrich von Rantzau, der dänische Statthalter, der auf Schloss Breitenburg nahe Itzehoe residierte, schrieb dem jungen Musiker 1589 einen Empfehlungsbrief für seine Bewerbung um die vakante Organistenstelle an St. Lamberti zu Lüneburg. Allerdings hatte auch die Herzogin Dorothea von Brauschweig-Lüneburg einen Kandidaten für diese Stelle vorgeschlagen – und so erhielt der Sohn des Celler Hofpredigers den begehrten Posten. 
Zwei Jahre später übernahm Steffens die Dienstpflichten von Jost Funcke, dem Organisten an St. Johanni in Lüneburg, und 1595 wurde er dann endlich fest angestellt. In der langen Reihe der Kantoren und Organisten an St. Johannis in Lüneburg steht er damit als Vorgänger unter anderem von Christian Flor und Georg Böhm. 
Auf dieser CD erklingen Tanzsätze Steffens’, die ein interessantes Zeugnis davon geben, wie englische Consort-Musik in Deutschland gespielt und weiterentwickelt worden ist, neben fünfstimmigen weltlichen Vokalkom- positionen. Veröffentlicht hat sie Sohn Heinrich im Jahre 1618 unter dem Titel Newe Teutsche Weltliche Madrigalia und Balletten So wol mit lebendigen Stimmen/ als auff allerhandt Musicalischen Instrumenten und Seytenspielen gantz lieblich zu gebrauchen. Ähnlich wie die italienischen Vorbilder und die Scherz-, Trink- und Liebeslieder Hans Leo Haßlers sprühen sie, mitunter etwas derb, vor Lebensfreude. Himlische Cantorey und Hamburger Ratsmusik unter der Leitung von Simone Eckert betonen allerdings diese grobe Seite nicht. Sie zeigen auf, dass Steffens eine Menge zu bieten hat – Eleganz, Witz, Ausdrucksstärke, gelegentlich auch Doppelbödigkeit. Eine wichtige Einspielung, die uns einen Komponisten nahe bringt, der von seinen Zeitgenossen hoch geachtet wurde – und aus heutiger Sicht ebenfalls keineswegs zweite Wahl ist.

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