Mittwoch, 16. März 2016

Liszt: Geistliche Chormusik (Carus)

Kann man einen Chor auf- und abregeln, ähnlich wie eine Orgel, bei der man die Crescendo-Walze betätigt? Hans-Joachim Lustig demonstriert auf dieser CD mit seinem Kammerchor I Vocalisti, dass sich mit einem gut trainierten und aufmerksamen Ensemble derartige Klangeffekte durchaus erzielen lassen. Nicht nur dynamisch, sondern auch aus harmonischer Sicht überraschen die geistlichen Chor- werke von Franz Liszt (1811 bis 1886) mitunter. Der Komponist, der nach einem langjährigen Dasein als reisender Virtuose und Liebling der Salons im Alter zum Abbé mutierte, gab den frommen Gesängen mitunter kühne Gestalt – und ansonsten Ausdruck, Ausdruck, Ausdruck. Für heutige Ohren kann dabei durchaus gelegentlich die Kitschgrenze überschritten werden. 
I Vocalisti schwelgen in romantischen Klängen, begleitet von den Orga- nisten Sebastian Borleis und Nikolaj Budzyn, die sich in die Orgelpartien teilen. Zu hören ist die Furtwängler & Hammer-Orgel der Kirche St. Gor- gonius, Niederstöcken. Sie stammt aus dem Jahre 1912, und ist vollständig im Original erhalten. Das klangschöne Instrument wurde 2002 durch die Firma Orgelbau Bente restauriert, und für diese Einspielung passt es wirklich perfekt. Sehr hörenswert! 

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