Samstag, 5. März 2016

Monteverdi: Il pianto della Madonna (Glossa)

Dass Komponisten wie Claudio Monteverdi nicht nur geistliche, sondern vor allem auch weltliche Sujets gestalteten, grämte einige feinsinnige Gläubige sehr. So meinte der Benediktinermönch Angelo Grillo, der im Kloster Montecassino lebte,und von Monteverdi die Stimmbücher des Sesto libro di madrigali als Geschenk erhalten hatte, die Musik des Komponisten sei „alla nostre orecchie parte della beatudine umana e similitudine della celeste“, Teil der menschlichen Glückseligkeit also und ähnlich der himmlischen Wonne. 
Da die Zeitgenossen solche Werke auch in der Kirche aufführen und anhören wollten, griffen sie zur sogenannten Kontrafaktur: Die originalen Texte wurden durch lateinische ersetzt, die für die Kirchenmusik passten – und schon war aus einem weltlichen Stück, das Liebesschmerz beklagte, ein geistliches geworden, das Christi Tod und Wunden besang. 
Ein Experte für solche Umarbeitungen war Aquilino Coppini, der Rhetorik an der Universität von Pavia lehrte und sich brillant darauf verstand, die Struktur der italienischen Verse sowie den rhetorischen Gestus der Musik aufzugreifen und sie mit neuem Inhalt zu versehen. Er veröffentlichte drei Sammlungen mit dem Titel Musica tolta da i madrigali di Claudio Monteverdi (..) fatta spirituale, wobei er insbesondere Werke aus dem vierten und fünften Madrigalbuch zu geistlichen Motetten umformte. 
Einige Beispiele dafür hat die Compagnia del Madrigale auf dieser CD zusammengetragen, ergänzt durch originär geistliche Werke Monteverdis – und das berühmteste Beispiel für eine Kontrafaktur, der Pianto della Madonna, die Klage Marias über den Tod Christi, das letzte Werk aus Monteverdis Selva morale e spirituale, eine Variante des berühmten Lamento d'Arianna. Die famosen Sänger haben den Text, wie er in der Fassung für Solostimme zu finden ist, dem polyphonen Original unterlegt – mit überraschendem Effekt; das Werk schient an Eindrücklichkeit eher noch zu gewinnen. 

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