Montag, 28. März 2016

Peter Kofler: Transkriptionen (Querstand)

Peter Kofler, Jahrgang 1979, ist ein Musiker mit einem weiten künstle- rischen Horizont. Er ist Gründungs- mitglied und Cembalist des Barock- orchesters L'Academie giocosa, er musziert aber auch gemeinsam mit dem Symphonieorchester des Bayeri- schen Rundfunks, und konzertiert bei renommierten Musikfestivals. Von 2003 bis 2014 war Kofler Korrepetitor und Assistent von Hansjörg Albrecht beim Münchener Bach-Chor. Er spielt Orgelkonzerte, er ist ein geschätzter Kammermusik-Partner, und er ist zudem Lehrbeauftragter im Fach Chorleitung an der Münchner Musik- hochschule. 
Seit 2008 ist Kofler Organist an der Jesuitenkirche St. Michael in München; dort hat er ein Orgelfestival, den Münchner Orgelherbst, initiiert, das er zudem als künstlerischer Leiter verantwortet. Und auch seine CD-Einspielungen zeugen von breitem musikalischen Interesse; sie reichen von Bachs Kunst der Fuge bis hin zu Rheinberger und Reger. Die neueste Veröffentlichung bei dem Altenburger Label Querstand setzt nun einen weiteren Akzent: Peter Kofler hat Orgeltranskriptionen bekannter Werke aus einer Zeit dafür ausgewählt, die schier süchtig war nach Klangfarben und Tonleiterkaskaden: Daphnis et Cloé, Suite Nr. 2 von Maurice Ravel (1875 bis 1937), die Suite Pelléas et Mélisande von Gabriel Fauré (1845 bis 1924), Saint François de Paule marchant sur les flots sowie die Symphonische Dichtung Prometheus von Franz Liszt (1811 bis 1886) – und zwischen diesen beiden Großwerken hat Kofler noch, mit einem Augenzwinkern, eine eigene Transkription der Klavierminiatur Clair de Lune von Claude Debussy (1862 bis 1918) untergebracht. 
Der Organist musiziert an „seinem“ Instrument, der Michaelsorgel, 2011 unter Einbeziehung von altem Pfeifenmaterial der vorherigen Sandtner-Orgel durch die Firma Orgelbau Rieger aus dem österreichischen Vorarl- berg neu errichtet. Vergleicht man die Transkriptionen, die Kofler für diese Aufnahme ausgesucht hat, mit den Orchester-Originalen, so kann sich die Orgelversion dabei durchaus hören lassen. Man lausche nur, wie Franz Liszt den Heiligen Franziskus von Paola auf den Wassern schreitend die Meerenge von Messina überqueren lässt – das unruhige Rollen der Wel- len passt zur Orgel ebenso trefflich wie die große Fuge im Prometheus, oder der grandiose Sonnenaufgang in Ravels Daphnis et Chloé. Scheinbar mühelos erzielt Kofler mit der Michaelsorgel ähnliche Klangeffekte, wie sie die Komponisten seinerzeit mit einem großen romantischen Orchester erprobt haben. Und auf einer Orgel klingt das noch immer ziemlich kühn.

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