Montag, 25. April 2016

Kontrabasskonzerte - Ödön Rácz (Deutsche Grammophon)

Ödön Rácz, Solobassist der Wiener Philharmoniker, präsentiert auf seinem zweiten Album Konzerte für Kontrabass und Orchester von Johann Baptist Vanhal, Carl Ditters von Dittersdorf und Giovanni Bottesini. Rácz musiziert dabei gemeinsam mit dem Franz Liszt Chamber Orchestra, das er auch selbst dirigiert. 
Der Solist entstammt einer Kontra- bassistendynastie; schon sein Ur- großvater spielte dieses Instrument. Mit Musik der Wiener Kontrabass-Schule hat sich Rácz bereits während seines Studiums an der Franz Liszt Akademie in seiner Heimatstadt Budapest beschäftigt. Intensiv studiert hat er dieses Repertoire dann in Wien bei seinem Lehrer Alois Posch. 
Das D-Dur-Konzert von Vanhal – obgleich weit weniger virtuos als die aberwitzig rasanten Opernparaphrasen, die Rácz seinerzeit auf seiner ersten CD bei Gramola vorgestellt hat – sei „vor allem stilistisch sehr schwierig“, erläutert der Musiker im Beiheft zu dieser CD. Das Dittersdorf-Konzert beschreibt Rácz als „gute Unterhaltung mit besonderen Ansprü- chen an den Solisten“. Beide Werke spielt er mit den beeindruckenden Kadenzen, die Ludwig Streicher, ebenfalls ein früherer Wiener Philhar- moniker, gemeinsam mit dem Komponisten HK Gruber geschaffen hat. 
Bottesini, der „Paganini des Kontrabasses“, schrieb insgesamt vier Konzer- te für sein Instrument. Rácz hat davon das zweite, das h-Moll-Konzert, für diese Aufnahme ausgewählt. Es ist ein Virtuosenkonzert, das vom Solo-Instrument dominiert wird – sehr anspruchsvoll und ausdrucksstark; Rácz sieht es als ein „romantisches Konzert im italienischen Stil“, das gestaltet werden müsse wie Tschaikowskis Violinkonzert. Und so stellt der Solist auch hier eher die große Linie heraus als die vielen kleinen virtuosen Scharmützel. 
Dass die drei Konzerte technisch höchst herausfordernd sind, wird der Zuhörer kaum bemerken. Rácz musiziert souverän, und entlockt seinem Kontrabass aus der Werkstatt des Wiener Instrumentenbauers Michael Ignatius Stadlmann aus dem Jahre 1781 wunderbare Klänge, samtweich und sanglich. Bravo! Und mehr davon, bitte.

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