Samstag, 3. September 2016

Danzi: Der Berggeist (Carus)

Der Berggeist Rübezahl mag Menschen nicht. Zur Strafe für sein rücksichtsloses Benehmen wurde seine Gattin, die mildtätige Nixen- königin Erli, in den Tiefschlaf versetzt – und aufwachen wird sie erst, wenn eine Jungfrau den Zauber löst. Was tun? Rübezahl versucht es mit guten Taten. Er bringt verirrte Wanderer wohlbehalten nach Hause, und übergibt der Tochter obendrein ein Säckel, das ein Vermögen ent- hält. 
Doch das Geld bringt Anne kein Glück, denn ihr Vater hält sich nun für einen reichen Mann, und will die Tochter mit dem Geldgeber verheiraten. Anne ist aber bereits verlobt – und gelobt ihrem Heinrich ewige Treue. Rübezahl hat alle Hände voll zu tun, die Verwicklungen zu lösen, die sich daraus ergeben. Und natürlich geht am Ende die Geschichte, die Franz Ignaz Danzi (1763 bis 1826) in seiner Oper Der Berggeist erzählt, gut aus. 
Danzi wuchs in Mannheim auf. Seine Ausbildung erhielt er durch den Vater, einen exzellenten Cellisten, und durch den berühmten Abbé Vogler. Als die kurfürstliche Hofkapelle nach München umzog, blieb er zunächst in Mannheim. 1784 wurde er in München Nachfolger seines Vaters in der Position des Solo-Cellisten, später stieg er zum Vize-Kapellmeister auf. Nach einer Zwischenstation in Stuttgart wirkte er ab 1812 als Hofkapell- meister in Karlsruhe. 
Auch wenn Danzi heute in erster Linie für seine Instrumentalmusik bekannt ist, war er doch der Oper sehr zugetan und auch ein passionierter Opernkomponist. Der Berggeist oder Schicksal und Treue wurde 1813 im Hoftheater Karlsruhe uraufgeführt. Danzi selbst nannte das Werk eine romantische Oper; allerdings ist diese, anders als beispielsweise Der Freischütz von Carl Maria von Weber, eher durch Ensembleszenen geprägt als durch Arien. Das Übersinnliche ist stets präsent. Und Danzi lässt seine Geister gern dramatisch vom Orchester umwittern, das, bei allen lieblichen Melodien, hier doch eher Farbe liefert. 
Frieder Bernius hat mit Kammerchor und Hofkapelle Stuttgart dieses Opus aus dem Archivstaub erweckt und sich an die Weltersteinspielung gewagt. Die Rollen – und das sind ziemlich viele! – sind solide mit jungen Sängern besetzt, darunter mit Vincent Frisch sogar ein Knabensopran. Fürs heutige Theater wäre die Oper eher nichts, fürchte ich – aber musikhistorisch bedeutsam ist das Werk ohne Zweifel. 

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