Mittwoch, 19. Oktober 2016

Winds and Pipes (Genuin)

Der Klang von Pauken und Trompe- ten symbolisiert weltliche Macht, die Orgel steht für das geistliche Regi- ment. Auf dieser CD ist zu erleben, welch unglaubliche Klangpracht Bläser und Orgel zustande bringen, wenn man beides gekonnt kombi- niert. Dazu hat die Sächsische Bläserphilharmonie unter Thomas Clamor gemeinsam mit dem Leipziger Universitätsorganisten Daniel Beil- schmidt Werke von der Renaissance bis zur Moderne ausgewählt, die sämtlich ihre Wurzel in der Kirchen- musik haben. 
In spannungsvollem Dialog eröffnen die Musiker mystische Klangräume. Ob Flor Peeters' (1903 bis 1986) Entrata Festiva op. 93 oder die Marche-Fantaisie op. 44 von Félix Alexandre Guilmant (1837 bis 1911) in einer groß besetzten Fassung für Orgel und Orchester – das klingt alles üppig, kraftvoll und staatstragend. In Weltersteinspielung zu hören ist das Concertino für Orgel und Blasorchester des Schweizer Komponisten Thomas Trachsel, Jahrgang 1972. Beim Grand Choeur Dialogué von Eugène Gigout (1844 bis 1925), komponiert für das Wechselspiel zweier Orgelwerke einer großen französischen romantischen Orgel, übernehmen die Bläser einen Orgelpart. Das funktioniert wunderbar; Orchester und Orgel harmonieren bestens. Nicht umsonst haben etliche Pfeifengruppen, sogenannte Register, Namen wie Trompete, Clarine, Kornett oder Posaune. 
Zu hören ist auf dieser CD die Jehmlich-Orgel im Dom St. Marien zu Wurzen – ein Instrument aus dem Jahre 1932, dessen Disposition bereits durch die Orgelbewegung geprägt wurde. Sie wurde in den Jahren 1998 bis 2001 durch die Orgelwerkstatt Christian Reinhold, Bernsdorf, grundlegend saniert, und verfügt heute über 49 klingende Register auf drei Manualen und Pedal. Ihr Klang passt ebenso gut zu den Werken von Giovanni Gabrieli (1557 bis 1612), im venezianischen mehrchörigen Stil, und zur Musik Johann Sebastian Bachs. Seine Kunst der Fuge erklingt in einem Arrangement von Siegmund Goldhammer, das die fünf Kontrapunkte abwechselnd der Sächsischen Bläserphilharmonie und der Orgel zuweist. Das Programm endet gänzlich ohne Pathos, mit einem Schlusschoral – O Haupt voll Blut und Wunden aus Bachs Matthäuspassion. Phantastisch! 

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