Samstag, 21. Januar 2017

Telemann: Ein' feste Burg ist unser Gott. Festliche Kantaten zur Reformation (Christophorus)

Seine ersten Kirchenkantaten komponierte Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767) wohl spätestens in Leipzig, wo er ab 1701 Jura studierte. Auch in Eisenach, in Frankfurt/Main sowie in Hamburg, wo er dann als Cantor Johannei und Director Musices für die Kirchenmusik an den fünf Hauptkirchen verantwortlich war, gehörte das Schreiben von Kantaten zu seinen Dienstpflichten. 
Da dürfte so mancher Kantatenjahr- gang zusammengekommen sein – reichlich Material also für Entdeckungen im Telemann-Jubiläumsjahr. So hat jüngst der Kammerchor der Erlöserkirche Bad Homburg gemeinsam mit dem Johann Rosenmüller Ensemble eine Auswahl festlicher Kantaten des Komponisten zum Reformationstag und zum Michaelisfest veröffent- licht. An der Einspielung unter Gesamtleitung von Susanne Rohn haben zudem die Gesangssolisten Simone Schwark, Johanna Krell, Hans Jörg Mammel, Markus Flaig und Wolfgang Weiß mitgewirkt. 
Die Kantaten sind, dem Anlass entsprechend, zumeist aufwendig gestaltet und üppig besetzt. Eine Ausnahme ist die einzige Solo-Kantate auf dieser CD, Ein' feste Burg ist unser Gott, für Bass, Violine und Basso continuo, wobei in der zweiten Strophe auch ein obligates Violoncello zu hören ist. Sie ist zugleich, so erfährt man aus dem Beiheft, die früheste Komposition dieser Auswahl. 
Mit Ausnahme der ersten Kantate, Wertes Zion sei getrost, erklingen die fünf ausgewählten Werke sämtlich in Weltersteinspielungen. Mein persönlicher Favorit ist die letzte Kantate auf der CD, Welch' Getümmel erschüttert den Himmel, entstanden für das Michaelisfest im Jahre 1757. Sie bietet insbesondere den Musikern des Johann Rosenmüller Ensembles Gelegenheit, zu glänzen – seien es die Trompeter, die teilweise irrwitzige Partien bewältigen müssen, seien es die Violinen, die den Höllensturz des Satans und den Einzug des siegreichen Christus musikalisch rasant illustrieren. Auch der Bass hat in seinen drei Stücken, die Telemann an des Beginn der Kantate gesetzt hat, und die das Getümmel im Himmel mit drastischen Mitteln verdeutlichen, eine wahre Höllenpartie. Die Einspie- lung insgesamt ist geschickt konzipiert, ein würdiger Beitrag sowohl zum Reformationsjubiläum als auch zum 250. Todestag des bedeutenden deutschen Barockkomponisten. 

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