Sonntag, 19. Februar 2017

Haydn: Piano Sonatas; Becker (Avi-Music)

„Seit meiner Kindheit begeistern mich Haydns Klaviersonaten“, schreibt Markus Becker. Der Pianist, der als Professor an der Hochschule für Mu- sik, Theater und Medien Hannover lehrt, kommt aus dem Schwärmen nicht heraus, wenn er über diese scheinbar doch so unkomplizierten Werke von Joseph Haydn nachdenkt. „Es ist nicht Beethovens Kraft und Dramatik, auch nicht Mozarts traumwandlerische Schönheit. Haydn schreibt zutiefst menschliche Musik mit einer Grundhaltung, die dem romantischen Humorbegriff sehr nahekommt: ein Abbild unseres Lebens mit allen Schönheiten, Abgründen, Hoffnungen, Verlusten, Dramen, Freuden – getragen von Leidenschaft und Ironie.“ 
Und auch wenn das Notenbild auf den ersten Blick wenig geheimnisvoll ausschaut, mahnt Markus Becker, seien diese Sonaten doch keineswegs einfach zu spielen. Haydns Sonaten, bedauert der Professor, „wurden reduziert auf die Funktion als geistreicher Unterrichtsstoff. Dabei wurde völlig überhört, wie differenziert und nuancenreich Haydn zu Werke geht.“ 
Becker hat die Sonaten deshalb mit großer Sorgfalt gearbeitet. Das lohnt sich: Wenn man diese CD anhört, wird man Haydn neu entdecken – humorvoll, ideenreich, einen Komponisten, der ebenso durch exquisite Melodien begeistert wie durch unerwartete Wendungen und musikalische Überraschungen. „Vielleicht ist Haydn mehr noch als die großen Kollegen auf gute Interpreten angewiesen: ohne Klangfantasie, Gespür für musika- lische Rhetorik und Phrasenbildung ist diese Musik nicht zu gestalten“, meint der Pianist. „Vor allem die Fähigkeit, das Klangbild von einem Mo- ment auf den anderen zu verändern, das Stimmverhältnis neu zu balancie- ren, wird vom Haydn-Spieler verlangt.“ Markus Becker demonstriert am klingenden Beispiel, wie er sich das vorstellt, und man möchte diesen frischen, so gar nicht musealen Haydn immer wieder hören - und, bitte, bald mehr davon! 

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