Mittwoch, 10. Mai 2017

Totentanz - Liszt Symphonic Poems (Odradek)

„Die Faszination, die von dem Komponisten und dem Menschen Franz Liszt ausgeht, begleitet uns Beide als Pianisten schon seit unserer Jugend“, schreiben Chie Tsuyuki und Michael Rosenboom im Beiheft zu dieser CD. „Wir haben uns dem Werk Liszts aber mittlerweile nicht nur als Pianisten verschrieben, sondern vor Allem als Musiker. Schon kurz nach Gründung unseres Klavierduos im Jahr 2009 entdeck- ten wir mit großer Begeisterung die Originaltranskriptionen seiner Sinfonischen Dichtungen zur zwei Klaviere sowie für Klavier zu vier Händen. ,Les Préludes' war eines der ersten Werke, die wir als Duo öffentlich aufführten.“
Auf dieser CD erklingen zudem die Transkriptionen zu Mazeppa und Hunnenschlacht. Die Auseinandersetzung mit Liszts Transkriptionen gab Chie Tsuyuki und Michael Rosenboom Anregungen für die Arbeit an eigenen Arrangements – ein Ergebnis, die Transkription von Totentanz, stellt das Klavierduo auf dieser CD ebenfalls vor. Diese Paraphrase des Dies irae ist schon im Original ziemlich beeindruckend: „Die szenische Klangmalerei, welche Liszt für die Umsetzung der jeweils zugrunde liegenden Programme in den sinfonischen Dichtungen, aber auch in den verschiedenen Fassungen des Totentanzes verwendete, hat uns in der Entstehungsphase unserer Totentanz-Transkription besonders inspiriert“, erläutern die Pianisten. „Wir kamen mehr und mehr dazu, das Klangspektrum eines modernen Flügels durch die uns heute bekannten Mittel noch zu erweitern. So ließen wir auch moderne Spieltechniken innerhalb des Klaviers und andere akustische Hilfsmittel mit in die Transkription einfließen, um unsere sehr persönliche Vorstellung der apokalyptischen ,Totentanz-Szenerie' darstellen zu können. Trotz aller künstlerischen Freiheit, die wir uns in dieser Transkription erlaubten, haben wir besonders danach gestrebt, der Intention Liszts gerecht zu werden. Uns war es wichtig, dass der ursprüngliche Gestus des Werkes dabei nicht verloren geht.“
Das Resultat, was die beiden Musiker mit dieser Mischung aus Respekt und Experimentierlust erzielt haben, kann sich hören lassen. Das dröhnt und pocht, das wirbelt und scheppert. Da läuten die Glocken, und es formiert sich ein bizarrer Reigen. Krass! Man fragt sich allerdings, wie lange die zwei Pianisten üben mussten, bis sie solch ein Werk gemeinsam spielen konnten. Dagegen muten Liszts eigene Transkriptionen – ebenfalls hochvirtuos und in jeder Hinsicht anspruchsvoll – beinahe zahm an. 

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