Samstag, 30. September 2017

Davon ich singen und sagen will (cpo)

„Wer singt, betet doppelt“ – dieser Satz, der dem Kirchenvater Augustinus zugeschrieben wird, könnte gut auch von Martin Luther stammen. Der Reformator schätzte die Musik sehr, und so ist es kein Wunder, dass zum Gedenken an den Thesenanschlag, der sich am 31. Oktober 2017 zum 500. Male jährt, mittlerweile auch eine enorme Anzahl an CD erschienen sind.
Eine der schönsten hat das Osnabrücker Label cpo nun veröffentlicht. Für diese Produktion haben sich der Bach-Chor Siegen unter Leitung von Ulrich Stötzel und das auf „Alte“ Musik spezialisierte Johann Rosenmüller Ensemble, das von Arno Paduch geleitet wird, zusammengetan. Unterstützt durch renommierte Solisten – Monika Mauch und Ina Siedlaczek, Sopran, Franz Vitzthum, Countertenor, Georg Poplutz und Nils Giebelhausen, Tenor, sowie Markus Flaig und Jens Hamann, Bariton – zeigen sie auf dieser CD, wie das Lied zu einem wichtigen Medium der Reformation wurde.
Nicht nur die singende Gemeinde, auch die Figuralmusik übernahm rasch Luthers Texte und seine Melodien. So erklingen auf dieser CD überwie- gend Werke von Komponisten, die als Zeitgenossen der Reformation gewirkt haben, oder aber im nachfolgenden Jahrhundert. So gilt Johann Walther als „Urkantor“ der evangelisch-lutherischen Kirche. Zu hören ist weiter Musik von Johann Eccard, Michael Praetorius, Heinrich Schütz, Lucas Osiander, Matthäus Le Maistre, Werner Fabricius, Johann Rosenmüller und Johann Sebastian Bach.
Das abwechslungsreiche Programm wird ergänzt durch Instrumental- stücke von Hans Neusidler und Thomas Stoltzer. Und natürlich darf auch Martin Luther nicht fehlen, auch wenn er sich seinerzeit bescheiden einen „kleinen und tumpenen Tenor“ nannte. Dass er von der Musik durchaus etwas verstand, zeigt seine vierstimmige Cantus-firmus-Motette Non moriar sed vivam. Die Stücke für diese Aufnahme wurden durchweg mit Sorgfalt ausgewählt; so gelang manche Entdeckung abseits der allseits bekannten Luther-Choräle und Chorsätze.
Musiziert wird erfreulich differenziert und ausgesprochen ausdrucksstark. Walther klingt deutlich anders als Bach, am anderen Ende des Zeithori- zontes. Eine prächtige, rundum gelungene Einspielung zum Lutherjahr 2017 – unbedingt anhören! Es lohnt sich. 

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