Dienstag, 13. Februar 2018

Andreas Scholl und Dorothee Oberlinger - Small gifts (Deutsche Harmonia Mundi)

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Und weil das so ist, hat Blockflötistin Dorothee Oberlinger mit ihrem Ensemble 1700 nun gleich eine ganze CD mit Musik von Johann Sebastian Bach zusammengestellt, die man durchaus auf einen Gabentisch legen könnte. „Small gifts“, so der Titel des Albums, nimmt Bezug auf eine Widmung, die Bach einst seinen Brandenburgischen Konzerten voranstellte. Der Komponist schrieb an Markgraf Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt, er habe bemerkt, „qu'Elle prennoît quelque plaisir aux petits talents que le Ciel m'a donnés pour la Musique“. Das galt seinerzeit als höflich; man stapelte tief, wenn es um das eigene Schaffen ging, und lobte den Widmungsempfänger über den grünen Klee. Damit hatte alles seine Ordnung, und alle waren zufrieden. 
Aus den „geringen Talenten“, die Bach sich dort zuschreibt, „kleine Gaben des Himmels“ zu machen, das ist nicht unbedingt die perfekte Übersetzung. Aber sei es, wie es sei – Bach hört man doch immer wieder gern, und die Musiker, die an dieser CD mitgewirkt haben, müssen auch keineswegs auf ihre „schwachen Talente“ verweisen. Zumal sie für dieses Album den renommierten Countertenor Andreas Scholl gewinnen konnten, der neben der Solokantate Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust BWV 170 auch noch einige weitere Arien aus Bach-Kantaten singt, die durch den Dialog zwischen Altstimme und Blockflöte geprägt sind. 
Komplettiert wird dieses schöne Programm durch drei bekannte Instrumentalstücke. Dorothee Oberlinger ist eine versierte Musikerin, und die Kollegen, die ihr im Ensemble 1700 zur Seite stehen, lassen sich ebenfalls inspiriert und schwungvoll hören. Dazu haben sie ausgiebig Gelegenheit. Die Brandenburgischen Konzerte Nr. 4 und Nr. 2 sind mir aber fast ein wenig zu zupackend gespielt, hier hätte ich mir dann doch mehr Eleganz gewünscht. 
An zentraler Stelle steht schließlich das Cembalokonzert in f-Moll BWV 1056 – es erklingt auf dieser CD in einer Version für eine Forthflute in B. Vermutet wird, dass die beiden Ecksätze ursprünglich Bestandteil eines Violinkonzertes waren, während für den Mittelsatz angenommen wird, dass er ursprünglich für Oboe d'amore entstanden ist. Insofern folgt die Neubearbeitung einer Praxis, die Bach selbst vielfach geübt hat. Ein interessantes Experiment, mit einem überzeugenden Ergebnis. 

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