Mittwoch, 2. Mai 2018

Walter: Geystliches Gesangk Buchleyn (cpo)

Eyn geystlich Gesangk Buchleyn von Johann Walter (1496 bis 1570), im Druck erschienen 1524, steht am Be- ginn der Tradition protestantischer Choralbearbeitungen. Der Komponist war ein enger Vertrauter Martin Luthers. Er stammte aus dem thüringischen Kahla, studierte in Leipzig, und wollte dann mit diesem Chorbuch eine Karriere als Sänger und Komponist am ernestinischen Hof in Torgau starten. 
Leider starb sein Dienstherr, Kurfürst Friedrich der Weise, schon 1525 – und sein Nachfolger, Johann der Beständige, löste 1526 die Hofkantorei auf. Daraufhin gründete Walter die Stadtkantorei, die aus Torgauer Schülern und Bürgern bestand, und den Gottesdienst an der Marienkirche mit der neuartigen Kirchenmusik gestaltete. Damit wurde er zum „Urkantor“ der protestantisch-lutheri- schen Kirche. 
Ein Schulkantorat für die muskalische Ausbildung der Schüler kam bald hinzu. Und ab 1536 gab es vom neuen Kurfürsten, Johann Friedrich dem Großmütigen, sogar Geld dafür. Im Schmalkaldischen Krieg fiel Torgau dann an die albertinische Linie. Kurfürst Moritz ernannte Walter zum Kapellmeister der Hofkantorei. Doch Querelen verleideten dem Musiker diesen Posten. 1554, nach der Weihe der neuen Dresdner Hofkapelle, ließ er sich pensionieren und kehrte nach Torgau zurück. 
Auf dieser CD stellt das Ensemble Weser-Renaissance unter Leitung von Manfred Cordes eine Auswahl an Liedsätzen aus dem Geistlichen Gesangbüchlein Walters vor. Musikalisch orientierte sich Walter für seine Kompositionen am (weltlichen) Tenorlied, einer genuin bürgerlichen Gattung. Die vierstimmigen Liedsätze, bei denen die Melodie in der Tenorstimme liegt, werden von den Vokalisten und Instrumentalisten klanglich ausgesprochen abwechslungsreich und technisch versiert vorgetragen. So wird Musikgeschichte zum Hörgenuss! 

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