Donnerstag, 7. Juni 2018

Knüpfer: Geistliche Konzerte (Christophorus)

Sebastian Knüpfer (1633 bis 1676), der Nachfolger von Johann Rosenmüller im Amt des Thomaskantors, stammte aus Böhmen. Als Sohn eines Kantors und Organisten kam er in Asch zur Welt, und wurde 1646 ans Gymnasium nach Regensburg gesandt, um dort seine Ausbildung fortzusetzen. 
Als Schüler erlebte Knüpfer den Reichstag 1653/54 in Regensburg, der mit zwei Krönungen und einer unglaublichen Prachtentfaltung verbunden war. Mit dem kaiserlichen Hofstaat reisten auch die Musiker der Wiener Hofkapelle an. 
Sowohl der Adel als auch das vermögende Bürgertum ließ singen und aufspielen, was in der Musikwelt Rang und Namen hatte. Dieses Erlebnis hat Knüpfer ganz sicher geprägt. Und ein wenig von dieser Klangpracht brachte er auch mit nach Leipzig, wo er dann drei Jahre studierte; seinen Lebensunterhalt verdiente er derweil als Sänger an der Thomaskirche und indem er Musikschüler unterrichte. 
Damit muss er sich einen erstklassigen Ruf erarbeitet haben. Denn nach dem Tode des Thomaskantors Tobias Michel und nach der Flucht Rosenmüllers – der eines unmoralischen Lebenswandels bezichtigt wurde – wählte der Stadtrat im Jahre 1657 Knüpfer zum Thomaskantor, obwohl es durchaus renommierte Bewerber um dieses Amt gab. 
Der bekannteste Schüler des Musikers war übrigens Friedrich Wilhelm Zachow. Dieser wurde Organist an der Marktkirche in Halle/Saale, und Händels Lehrer. 
Die Werke Knüpfers, obwohl bedeutend, sind heute kaum noch zu hören. Arno Paduch zeigt mit seinem Johann Rosenmüller Ensemble, dass dies durchaus ein Verlust ist. Er hat für diese CD acht geistliche Konzerte des Komponisten ausgewählt, die fast durchweg in Ersteinspielung erklingen – makellos vorgetragen von exzellenten Sängern und brillanten Instrumen- talisten. Es sind Werke, die noch heute beeindrucken. 
So schuf Knüpfer in Herr, hilf uns, wir verderben mit den Mitteln der Musik eine dramatische Sturmszene, die die Zwischenrufe der verzweifelten Jünger ungemein glaubhaft wirken lässt. Andere Werke bieten eine geradezu venezianische Klangpracht auf, obwohl die Sängerbesetzung vergleichsweise knapp gehalten ist. Mit Hilfe von einigen wenigen Streichern, Bläsern und Continuo-Gruppe erreicht Knüpfer, der selbst nie in Italien war, ganz erstaunliche Effekte. Erstaunlich ist aber auch, auf welchem Niveau schon zu Knüpfers Zeiten in Leipzig musiziert wurde. 

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