Freitag, 20. Juli 2018

Rosenmüller: In te Domine speravi (cpo)

Johann Rosenmüller (1617 bis 1684) gehört zu jenen Komponisten, die italienische Musizierkunst und protestantische Musizierkultur auf höchstem Niveau kombinierten. Über den Lebensweg des Musikers, der als Sohn eines Müllers in Oelsnitz im Vogtland zur Welt kam, wurde in diesem Blog bereits an anderer Stelle ausführlich berichtet. 
Nach Italien reiste Rosenmüller zum ersten Mal im Jahre 1645; da hatte er bereits einen ersten Band mit Paduanen, Alemanden, Couranten, Balleten, Sarabanden veröffentlicht – und Heinrich Schütz höchstpersönlich hatte ihm ein Lobgedicht hinzu- gefügt. Nach Leipzig zurückgekehrt, wurde Rosenmüller 1651 Organist an der Nikolaikirche, dazu Universitätsmusikdirektor, und Stellvertreter des kränklichen Thomaskantors Tobias Michael. Dessen Nachfolge allerdings konnte er dann doch nicht antreten: Als er 1655 „grober Excesse bezüch- tiget“ wurde, ergriff Rosenmüller die Flucht. 
Und er ging erneut nach Italien, wo er ab 1658 in Venedig als Posaunist in der Kapelle des Markusdomes sowie als maestro della coro am Ospedale della Pietà wirkte. Zugleich pflegte er aber auch seine Kontakte zum deutschen Adel, der seinerzeit gern nach Süden reiste, um Karneval zu feiern und Opern anzuhören. Auch die Gottesdienste, die von den figli der ospedali gestaltet wurden, waren eine Attraktion, die sich Besucher nicht entgehen ließen. 
Letzten Endes holte Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel – der mehrfach in Venedig gewesen war – Rosenmüller im Jahre 1682 zurück nach Deutschland. So befinden sich zahlreiche Noten, insbesondere von Vokalwerken, heute in der Berliner Staatsbibliothek. Dort wird auch die Handschrift aufbewahrt, die dieser Einspielung zugrunde liegt – mit sieben Vertonungen der ersten Verse von Psalm 31. 
Jede von ihnen verwendet eine andere Besetzung; sie sind kleine Wunder an Textausdeutung, und jede dieser Kompositionen beruht auf gänzlich eigenständigen musikalischen Ideen. Durch das Ensemble Weser-Renaissance Bremen, mit exzellenten Musikern und einer phantastischen Sängerriege, werden diese geistlichen Konzerte in einer geradezu exemplarischen Interpretation vorgestellt. Unter der Leitung von Manfred Cordes zeigen die erfahrenen Solisten, welcher Nuancenreichtum, trotz aller Klangpracht, in diesen Werken zu finden ist. Hinreißend! 

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