Sonntag, 11. November 2018

Forgotten chamber works with oboe from the Court of Prussia (Deutsche Harmonia Mundi)

Bei der Suche in Archiven hat das Ensemble Notturna unter Leitung von Oboist Christopher Palameta einen kleinen Schatz gehoben: Auf dieser CD präsentieren die Musiker in Weltersteinspielungen Kammer- musik aus der Zeit Friedrichs des Großen, bei der nicht in erster Linie die Flöte, sondern die Oboe Solo- instrument ist. 
Richtet man den Blick einmal nicht auf den König und auf seinen Flötenlehrer Quantz, so wird man feststellen, dass auch andere Virtuosen am preußischen Hof brilliert haben. Die Oboe wurde in Preußen durchaus geschätzt. So waren an der Hofoper vier Oboisten engagiert. Und der Oboist Johann Christian Fischer, weiland eine Berühmtheit, gastierte 1763 in Berlin. Wie Charles Burney berichtet, wurde diesem „die Ehre zuteil (..), einen Monat lang seine Majestät (..) jeden Tag vier Stunden allein zu akkompagnieren.“ 
Was damals gespielt wurde, ist heute nicht mehr zu erfahren. Aber Musik der drei Komponisten, die auf dieser CD vertreten sind, könnte vielleicht dabei gewesen sein. So schrieb Johann Gottlieb Graun (1703 bis 1771), ab 1741 Konzertmeister der königlichen Hofkapelle, ein Quintetto à Cembalo Concertato, Flauto Traverso, Violino, Viola da Braccio e Violoncello in a-Moll, das jede Menge Überraschungen bereithält. Und den Violinpart kann, so steht es auf der Stimme vermerkt, auch die Oboe übernehmen. 
Christian Gottfried Krause (1717 bis 1770) war eigentlich Rechtsanwalt; dass er aber die Musik sowohl mit Leidenschaft als auch mit Sachverstand betrieb, zeigt seine Triosonate für Oboe, Violine und Basso continuo, die Notturna ebenfalls auf dieser CD vorstellt. 
Gleich mit drei Sonaten vertreten ist zudem Johann Gottlieb Janitsch (1708 bis 1763). Er hatte wie Krause in Frankfurt/Oder Jura studiert, sich dann aber für den Musikerberuf entschieden: 1736 wurde er Contravioli- nist der Hofkapelle Friedrichs des Großen. In seiner Wohnung versam- melte sich die sogenannte Freitagsakademie, bei der Hofmusiker gemeinsam mit Liebhabern aus dem Berliner Bürgertum musizierten. 
Für diese Veranstaltungen entstanden die beiden Trios und die Quartett- sonate für Traversflöte, Oboe, Viola und Bass, die auf dieser CD erklingen. Das Ensemble Notturna begeistert mit diesem Programm, und macht sehr neugierig auf weitere Entdeckungen – die Archive geben bestimmt noch mehr her! 

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