Dienstag, 8. Januar 2019

Purcell: Dido and Aeneas (Challenge Classics)

Henry Purcells Oper Dido und Aeneas faszinierte Fabio Bonizzoni seit vielen Jahren: „Der Charme dieser Oper liegt darin, dass sie alles beinhaltet, wie Cervantes’ Don Quixote. Jegliche Lebenserfahrung liegt darin -- Liebe, Hass, Tod, Traum, Verzweiflung, unschuldiges und durchtriebenes Spiel“, sagt der Dirigent. „Ich möchte Purcells ,Zeichen' auf meine eigene Weise übersetzen und zeigen, wie lebendig, modern und zeitgemäß diese Oper ist.“ 
Mit seinem Ensemble La Risonanza hat Bonizzoni daher die alte Geschichte von der Königin Dido, die sich in Aeneas verliebt, der bei seiner Flucht aus dem zerstörten Troja nach Karthago gelangt ist, neu eingespielt. Der Inhalt ist rasch erzählt: Eine Zauberin, die Dido übel gesonnen ist, sorgt mit Hilfe einer Geister- erscheinung dafür, dass Aeneas nach Italien aufbricht. Dido bringt sich um – doch zuvor singt sie eine Klage, die mit das Ergreifendste ist, was die Musikgeschichte zu bieten hat. Raffaella Milanesi singt die Dido, Stefanie True ihre Vertraute Belinda, Richard Helm den Aeneas und Iason Marmaras die Zauberin. 
Den wahrscheinlich wichtigsten Part in dieser Oper aber hat der Chor. Denn er ist immer präsent, und er spiegelt die Handlung und die Gefühle der Protagonisten: Der Chor feiert Dido als erfolgreiche Königin, der Chor feiert ihre Liebe zu Aeneas, der Chor ist Zeuge der gehässigen Zaubereien, und der Chor streut dann Rosenblätter auf Didos Grab. Der Coro Costanzo Porta unter Leitung von Antonio Greco macht das großartig. 
Als Zugabe gibt es dann The Love of Mars and Venus, vertont einst von John Eccles und Gottfried Finger – von dem aber nur die songs sowie der Textauszug überliefert sind, denn diese wurden im 17. Jahrhundert publiziert. Bonizzoni hat diese Masque behutsam rekonstruiert. Und man wundert sich, warum diese alten Stücke heute nur noch von spezialisierten Ensembles aufgeführt werden. Das ist wirklich schade: „Dido lehrt uns, dass es keiner Spezialeffekte bedarf“, betont Bonizzoni: „Das Leben selbst ist ein Spezialeffekt, eine wunderbare Reise erwachsen aus Tragödie und Freude, Liebe und Hass.“ 

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