Montag, 11. März 2019

Felix Draeseke (Tyxart)

Aus dem Blick geratenen Komponi- sten, vom Barock bis zur Moderne, wendet sich die Joachim-Wollenweber-Edition zu. Ihr Ziel ist es, vergessene Meisterwerke wieder zugänglich und zugleich das Publikum auf diese musikalischen Juwelen aufmerksam zu machen. Deshalb werden zum einen in Zusammen- arbeit mit Interpreten von Rang und Musikwissenschaftlern neue Noten- ausgaben erarbeitet. Zum anderen entstehen CD-Aufnahmen, oft in Co-Produktion mit Rundfunkanstalten, die bei TYXart veröffentlicht werden. 
Eröffnet wurde diese Reihe durch ein Album mit Klavierquartett und Klavierquintett von Hermann Gustav Goetz (1840 bis 1876). Er stammte aus aus Königsberg in Ostpreußen, und studierte dann in Berlin am Stern'schen Konservatorium, unter anderem bei Hans von Bülow und Julius Stern. Nachdem Goetz sein Examen mit Bravour bestanden hatte, vermittelte ihm Carl Reinecke 1863 eine Anstellung als Organist der Stadtkirche in Winterthur in der Schweiz. 
Wenige Tage vor seinem 36. Geburtstag starb der Komponist an Tuber- kulose. Vollenden konnte er zwei Sinfonien, die Frühlingsouvertüre, zwei Klavierkonzerte und ein Violinkonzert; er schrieb zudem Klavier- und Kammermusik sowie einige Vokalwerke. Erfolgreich war insbesondere Goetz' Oper Der Widerspenstigen Zähmung, uraufgeführt 1874 in Mannheim. 
Seine Musik erscheint zunächst vergleichsweise unspektakulär – doch in diesem Falle lohnt es sich, genauer hinzuschauen und nachzuhören. Denn Goetz hat zwischen den musikalischen Strömungen jener Zeit einen ganz eigenen Weg und auch einen sehr eigenen Klang gefunden. Das Klavier- quartett E-Dur, entstanden im Herbst 1867, Brahms gewidmet, gilt als Meisterstück des Komponisten. 
Mit dem Klavierquintett in c-Moll , düster und bestürzend, schuf Goetz sich wohl ein Requiem: „Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt, gab mir ein Gott zu sagen, was ich leide“, schrieb der Komponist 1874 als Motto über die Musik. Oliver Triendl, Klavier, Marina Chiche, Violine, Peijun Xu, Viola, Niklas Schmidt, Violoncello und Matthias Beltinger, Kontrabass, stellen die beiden gehaltvollen Werke vor. 
Die zweite und die siebente CD dieser Kammermusik-Edition präsentieren Musik des österreichischen Komponisten Robert Fuchs (1847 bis 1927). Er war ein Schüler von Anton Bruckner, und wirkte von 1875 bis 1912 als Professor für Theorie am Wiener Konservatorium, wo von Leo Fall über Jean Sibelius bis Richard Strauss zahlreiche bekannte Komponisten zu seinen Schülern gehörten. Máté Sczücs, Viola, Noah Bendix-Balglay, Violine und Oliver Triendl, Klavier, widmen sich Fuchs' Schaffen für die Bratsche; auf der anderen CD stellt Triendl gemeinsam mit dem exquisiten Cellisten Martin Ostertag Fuchs' überaus elegante Musik für Violoncello vor. 
Die dritte CD der Reihe fasst für Kammermusikgenießer exemplarisch Sonaten für Bratsche und Klavier mit vergessenen, aber umso interessanteren Werken von Friedrich Kiel (1821 bis 1885), Carl Reinecke (1824 bis 1910) und Heinrich XXIV. Prinz Reuß (1855 bis 1910) zusammen, in ausdrucksvollen Interpretationen. Es musizieren Anna Kreetta Gribajcevic und Oliver Triendl. 
CD Nummer vier gilt einem Komponisten der Spätromantik: Philipp Scharwenka (1847 bis 1917), einst hoch angesehen; heute nur noch Liebhabern ein Begriff. Natalia Prishepenko und Oliver Triendl präsentieren hier durchaus bedeutende Werke für Geige und Klavier. 
Auch bei Felix Draeseke (1835 bis 1913) fragt man sich, wie derart faszinierende Musik denn in Vergessenheit geraten kann. Die sechste CD der Reihe enthält sein Hornquintett, dazu eine Klarinettensonate und mit der Romanze in F-Dur sowie dem Adagio in a-Moll zwei ebenfalls sehr beachtliche Werke für Horn und Klavier. Es musizieren Pascal Moraguès, Klarinette, Hervé Joulain, Horn, Lisa Schatzman, Violine, Marie Chilemme, Viola, David Pia, Violoncello und Oliver Triendl, Klavier. 
Die fünfte CD widmet sich vier böhmischen Komponisten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: Antonín Kammel, Florian Leopold Gassmann, Franz Koczwara und Anton Zimmermann. Bei den Werken handelt es sich zum Großteil um Ersteinspielungen, hervorragend interpretiert vom Sojka Streichquartett aus Pilsen/Tschechien. 
Die achte und bislang letzte erschienene CD dieser Kammermusik-Reihe ist dem venezianischen Komponisten Sandro Blumenthal (1874 bis 1919) gewidmet. Nach einem verheißungsvollen Beginn als Komponist ernster Musik wandte sich dieser dem Kabarett zu und wurde zu einem bedeutenden Liederkomponisten und -sänger der Kleinkunstbühnen. Auf dieser CD erklingen einige seiner Frühwerke – Klavierlieder und Streichquintette. Zu hören sind Sophie Klußmann, Sopran, Oliver Triendl, Klavier, Daniel Giglberger und Hélène Maréchaux, Violine, Corina Golomoz, Viola, Bridget MacRae, Violoncello. 

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