Freitag, 24. Mai 2019

Concertant - Robert Schumann (Berlin Classics)

„Robert Schumann ist einer meiner Herzenskomponisten! Und erstaunlicherweise gibt es bei ihm viele Werke zu entdecken, die auch unter Musikern nahezu unbekannt sind.“ Matthias Kirschnereit beschäftigt sich mit dem Schaffen Schumanns schon lange und sehr intensiv. Und auf dem neuen Album Concertant präsentiert der Pianist nun einige Entdeckungen. 
Dazu gehört ohne Frage das Konzertstück für Klavier und Orchester op. 86, eigentlich komponiert für vier Hörner und Orchester. Wem die Klavierfassung zu verdanken ist, das lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Kirschnereit vermutet, sie könne von Carl Reinecke stammen. Und er hat selbst hier und da noch Anpassungen vorgenommen, „um aus meiner Sicht der Schumannschen Klangsprache noch näher zu kommen“, so der Pianist. „Schumann schwebte mit Opus 86 Großes, Grandioses vor, und ich bin überzeugt, dass sich dieser mitreißende Schwung auch in der Klaviertranskription darstellt, ja dass diese sogar neuartige Facetten dieses Werkes belebt.“ 
Nur zehn Tage vor dem Konzertstück wurde 1849 ein anderes Werk uraufgeführt: Introduktion und Allegro appassionato, op. 92. Es ist „ein Werk aus einem Guss“, so Kirschnereit, stimmungsvoll und getragen von einer poetischen Idee: „Man versteht nicht, dass dieses Stück so selten gespielt wird, es ist mir ein absolutes Rätsel.“ 
Noch weniger bekannt ist das Konzert-Allegro mit Introduktion op. 134. Das war nicht immer so: „Clara Schumann hat das Werk kolossal geschätzt“, berichtet der Pianist. Und wenn nach der Kadenz die Posaunen das Kirchenlied Du meine Seele singe zitieren, dann ist dies für Kirschnereit, der in einem Pastorenhaushalt aufgewachsen ist, ein bewegender Moment: „Ein zutiefst ergreifender und erschütternder Schumann, es ist in meinen Augen ein sehr persönliches Werk.“ 
Erst zum Schluss erklingt Schumanns Klavierkonzert op. 54 – „ein Mittelding zwischen Sinfonie, Konzert und großer Sonate“, wie der Komponist selbst einst dazu äußerte. Entstanden ist es auf Wunsch von Clara Schumann, die das Werk dann auch fast zweihundert Mal im Konzert gespielt hat. Und so wird es auch nicht verblüffen, dass das Hauptthema des Kopfsatzes C-H-A-A lautet, was für „Chiara“ steht, Clara. Dieses Thema bleibt im Vordergrund, selbst die auskomponierte Kadenz gipfelt darin. „Ich betrachte es als großes Glück, mich gemeinsam mit einem so wunderbaren Orchester wie dem Konzerthausorchester Berlin und Jan Willem de Vriend Schumanns Klavierkonzert nähern zu dürfen“, sagt Kirschnereit. „Für uns stand im Fokus, die motorische, die feurige Stringenz dieses Werkes zu verfolgen.“ 

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