Sonntag, 2. Juni 2019

Reinecke: Complete Works for Cello and Piano (Naxos)

Carl Heinrich Carsten Reinecke (1824 bis 1910) gehört zu den bedeutenden Pianisten, Dirigenten und Kompo- nisten der Romantik. Er war befreundet mit zahlreichen Musikerkollegen, wie Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy oder Franz Liszt. 
Seine Ausbildung begann Reinecke bei seinem Vater, einem Musiklehrer; er übte sich im Klavierspiel, komponierte und musizierte zudem auf der Violine. Bereits 1835 gab der Junge in seiner Heimatstadt Altona sein Debüt als Pianist, und ging dann auf Konzertreisen durch ganz Europa. Ein Stipendium des dänischen Königs ermöglichte es Reinecke, in Leipzig zu studieren. 
1847 wurde Carl Reinecke dänischer Hofpianist; allerdings zwang ihn der Krieg 1848, auf diese Stelle zu verzichten. Nach Stationen in Leipzig und Bremen reiste der Musiker mit einer Empfehlung von Franz Liszt an Hector Berlioz nach Paris, wo er konzertierte, und Liszts Töchter Blandine und Cosima unterrichtete. Außerdem traf er Ferdinand Hiller wieder, den er aus Leipzig kannte. 
Dieser war mittlerweile Direktor des Konservatoriums in Köln geworden, und er konnte Reinecke dafür gewinnen, dort Klavierspiel und Komposition zu lehren. Anschließend wirkte Reinecke fünf Jahre lang als städtischer Musikdirektor in Barmen, bis er dann 1859 nach Breslau ging. Doch noch im gleichen Jahr wurde er dann Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Dieses Amt hatte er bis 1895 inne; außerdem lehrte er am Leipziger Konservatorium. Dieses leitete er von 1897 bis 1902. 
Die Liste der Schüler Carl Reineckes ist lang und illuster. Er unterrichtete beispielsweise Max Bruch, Edvard Grieg, Isaac Albéniz, Leoš Janáček und Sigfrid Karg-Elert. Mir war er bislang vor allem als Liederkomponist bekannt. Diese CD bietet die Gelegenheit, Reinecke auch als Urheber exquisiter Kammermusik kennenzulernen. Und das lohnt sich. 
Martin Rummel zeigt gemeinsam mit seinem Klavierpartner Roland Krüger, dass die drei Violoncello-Sonaten sowie die Drei Stücke für Violoncello und Klavier op. 146 durchaus einen Platz im Repertoire verdienen. Sie sind über einen Zeitraum von gut 40 Jahren entstanden, und zeichnen sich durch einen Reichtum an herrlichen Melodien ebenso aus wie durch einen anspruchsvollen Klavierpart, der weit mehr ist als eine Begleitung. 
Rummel zelebriert die gesanglichen Passagen mit sattem Ton und großen Bögen, und die virtuosen Teile spielt er mit Eleganz und mit Leichtigkeit, immer im Dialog mit Roland Krüger am Klavier. Den beiden Musizier- partnern, die schon des öfteren auf zu Unrecht wenig gespielte Werke aufmerksam gemacht haben, ist mit dieser Einspielung wieder einmal eine Entdeckung gelungen. 

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