Freitag, 25. Oktober 2019

Böddecker: Sacra Partitura (Christophorus)

Im Jahre 1652 wurde Philipp Friedrich Böddecker (1607 bis 1683) Organist an der Stiftskirche Stuttgart, Württembergs wichtigstem Gotteshaus, Grablege der im benachbarten Schloss residierenden Herzöge. Schon sein Vater Joachim Böddecker war über anderthalb Jahrzehnte Leiter der Stiftsmusik gewesen; er hatte gemeinsam mit dem Stiftsorganisten Johann Ulrich Steigleder seinen Sohn auch ausgebildet, so dass dieser ab 1621 verschiedene Aufgaben übernehmen konnte. Philipp Friedrich Böddecker war zunächst Organist und Gesangslehrer im elsässischen Buchsweiler, dann ab 1629 Organist und Fagottist bei Hofe in Darmstadt sowie zeitweise Mitglied der markgräflich badischen Hofkapelle in Durlach. 
1632 sollte Böddecker dann Organist an der Frankfurter Barfüßerkirche werden – doch erst 1638 ließ ihn der Landgraf aus Darmstadt gehen. Und schon 1643 erhielt der Musiker den ehrenvollen Ruf als Organist an das Straßburger Münster; fünf Jahre später wurde er dort zusätzlich Universitätsorganist und Universitätsmusikdirektor. In Straßburg komponierte er auch die Sacra Partitura, die er Württembergs musikliebender Herzogin Sibylla widmete. Auf dieser CD präsentiert das Ensemble I Sonatori eine Auswahl aus dieser Sammlung, die neben zwölf Motetten und für Solostimme auch zwei Solo-Sonaten enthält. 
Die kleine Besetzung nimmt noch Rücksicht auf knappe Ressourcen, denn auch in den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg mussten viele Kantoreien und Kapellen mit beschränkten Möglichkeiten auskommen. Dennoch ist die Musik, die damals komponiert wurde, alles andere als eine Verlegenheitslösung – man denke nur an den Dresdner Hofkapellmeister Heinrich Schütz und seine Kleinen Geistlichen Konzerte. Auch Böddecker verwendet für seine Werke einen modernen, an italienische Vorbilder anknüpfenden Stil. In den Motetten der Sacra Partitura verbindet er meisterhaft kontrapunktische Stimmführung, subtile Textauslegung mit den Mitteln der Musik, und den Generalbass als Fundament. 
Komplettiert wird das Programm durch Instrumentalwerke von Johann Ulrich Steigleder und Samuel Friedrich Capricornus. Und die Frühbarock-Spezialisten des Ensembles I Sonatori – Tenor Knut Schoch, Christa Kittel, Violine, Ursula Bruckdorfer, Bassdulzian, Isolde Kittel-Zerer, Truhenorgel und Cembalo, sowie Barbara Messmer, Viola da gamba, musizieren mit Leidenschaft. Sehr hörenswert! 

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