Samstag, 27. Juni 2009
Moritz Moszkowski: Sämtliche Klaviertranskriptionen (Berlin Classics)
Musik aus einer fernen Zeit, als das Klavierspiel noch selbstverständlich zur Ausbildung jeder gutbürgerlichen höheren Tochter gehörte - und, wer Musik hören wollte, dafür sorgen musste, dass sich jemand ans Piano setzt. Es gab seinerzeit verschiedene Gründe, Orchesterstücke für Klavier zu bearbeiten. Die Musik von Wagner, Chopin oder Brahms in die "gute Stube" zu holen, war einer davon. Das Vergnügen am brillanten Kabinettstück ein anderer. Moszkowski beherrscht beide Extreme gleichermaßen, wie diese CD zeigt. Da finden sich effektvolle, aber technisch nicht übermäßig anspruchsvolle Sätze einerseits - und hochvirtuose Paradestücke gleich daneben. Christof Keymer, Dozent an der Musikhochschule Hannover, erweist sich als kundiger Reiseführer durch diese musikalische Landschaft. Und Moszkowskis Transkriptionen können neben denen eines Franz Liszt durchaus bestehen, das wird man spätestens bei den Wagner-Paraphrasen feststellen. Die Stücke sind von einer hinreißenden Eleganz, außerordentlich klangschön, und sie verblüffen zudem gelegentlich durch ein Augenzwinkern. Der große Pianist und Komponist Moszkowski erweist sich als Mann mit Humor. Spätestens, wenn "Anton Notenquetscher am Klavier" einen Gassenhauer zwischen Bach und Weber parodiert, wird jeder Zuhörer schmunzeln.
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