Wer war Christoph Graupner? Seine musikalische Ausbildung erhielt er wohl in erster Linie in Leipzig, wo er auch Jura studierte, bei den Thomaskantoren Schelle und Kuhnau. Dann ging er nach Hamburg, wo er als Cembalist an einem von Reinhard Keiser geleiteten Opernorchester wirkte und einige Opern komponierte, die offenbar das Publikum begeisterten.
Auch Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt zeigte sich angetan, und nahm Graupner 1709 in seine Dienste. 1722 bewarb sich der Musiker erfolgreich um die Anstellung als Thomaskantor in Leipzig - allein sein Landgraf ließ ihn nicht ziehen, so dass letzten Endes Bach die Stelle bekam. Als der Hofkapellmeister 1754 erblindete und mit seiner Arbeit aufhörte, hatte er um die 2000 Werke geschaffen, darunter mehr als 1400 Kirchenkantaten und etwa 270 Instrumentalwerke.
Kein einziges Bildnis Graupners aber ist überliefert. Und dass seine Musik heute noch gespielt werden kann, ist einem Zufall zu verdanken. Denn der Komponist hatte verfügt, dass all seine Werke nach seinem Tode vernichtet werden sollen. Doch sein Arbeitgeber war der Meinung, diese seien Eigentum des Darmstädter Hofes - und so kamen sie nach diversen juristischen Scharmützeln ins Archiv. Dort harren sie nun ihrer Wiederentdeckung.
Das könnte sich durchaus lohnen, wie die beiden hier eingespielten Ouvertüren zeigen. 85 (!) davon sollen wohl insgesamt erhalten sein. Die Stücke verweisen auf einen Komponisten, der sein Handwerk überaus solide beherrschte, nicht jeder Mode hinterherlief und sich auch sonst einen gewissen Eigensinn bewahrte. Mit Pauken und Trompeten zelebriert werden die beiden Suiten hier von den "Antichi Strumenti", einem Ensemble aus Frankfurt/Main, das in wechselnden Besetzungen um Laura Toffetti, Violine, und Tobias Bonz, Violoncello, überwiegend im Elsass agiert. Und diese Aufnahme kann man gut anhören.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen