"La Bohème" dürfte wohl die populärste Oper Puccinis sein. Entsprechend oft wurde sie eingespielt. Es gehört mittlerweile Mut dazu, neben die vielen vorhandenen Interpretationen eine weitere zu stellen. Einen Grund dafür sollte es schon geben, und das sollte sinnvollerweise nicht ausschließlich der Name eines aktuellen Opernsternchens sein.
Auch reicht es - selbst im Multimedia-Zeitalter - nicht aus, wenn die Sänger rein optisch-schauspielerisch als Idealbesetzung ihrer Rollen durchgehen könnten. Was also könnte die Deutsche Grammophon bewogen haben, diese CD auf den Markt zu bringen? Das Vertrauen auf das schlechte Gedächtnis und das noch schlechtere Gehör der Leute?
Man höre und vergleiche: Mit der Intensität einer Mirella Freni oder einer Maria Callas (deren stärkste Partie die Mimi freilich nicht war) kann eine Anna Netrebko nicht annähernd mithalten, vom Gesang gleich ganz zu schweigen. Und was Netrebko unterm System fehlt, das lässt Rolando Villazón als Rodolfo überm System vermissen. Beide wirken angestrengt und etwas orientierungslos. Die comprimari sind ebenfalls wenig glücklich besetzt. Und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks musiziert unter Bertrand de Billy derart farb-, saft- und ideenlos - es ist ein Trauerspiel, man mag gar nicht hinhören.
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