Mahlers Fünfte, gespielt von einem Laienorchester - geht denn das? zumal, wenn keiner der Musiker älter ist als 25 Jahre? Es geht - wenn es sich um das Simón Bolívar Jugendorchester von Venezuela handelt. In diesem Orchester spielen die besten Nachwuchs- musiker eines Systems, das sich sistema nennt, und sich in einem Satz zusammenfassen lässt: Jedem Kind sein Instrument. Auch und gerade dem aus dem Ghetto. Gustavo Dudamel, mittlerweile weltweit ein gefragter Dirigent, ist selbst aus dieser Schule hervor- gegangen. Mahlers Fünfte ist für ihn ein besonderes Stück, denn er leitete diese Sinfonie 2004 beim Gustav-Mahler-Dirigierwettbewerb der Bamberger Symphoniker - und gewann. Vorher war er nur Insidern bekannt; anschließend startete seine internationale Karriere.
An dieser Einspielung fällt eines sofort auf: Die lange Namensliste der jungen Musikerinnen und Musiker, die daran mitgewirkt haben. 22 erste Violinen, 20 zweite Violinen, 21 Bratschen, 16 Celli, ein Dutzend Kontrabässe, sieben Hörner, fünf Flöten, drei Harfen, und so weiter - das ist wahrlich eine würdige Besetzung für ein Mahler-Werk.
Und das Wunder geschieht: Die Jugendlichen spielen hochprofessio- nell. Die schweren Partien meistern sie ohne Zagen und Klagen. Und die Orchestersoli erklingen absolut perfekt. Dudamel hat alle Möglichkeiten, zu gestalten. "Das Orchester braucht eine unglaubliche Technik und große Sensibilität", sagt der Dirigent, "es gibt in diesem Werk den extremen Ausdruck von Glück, Traurigkeit, Schwermut und Hoffnung. Manche sagen, man benötige viele Jahre Lebenserfahrung, um all diese Emotionen durchgemacht zu haben und sie vermitteln zu können. Ich glaube, das Wichtigste ist, sie zu fühlen und zu spielen."
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