Es war ein kühnes Experiment, und es war beim Publikum offenbar nicht sehr erfolgreich - sonst hätte Händel, der Operndirektor, es sicher nicht bei diesem einen Ver- such belassen: "Israel in Ägypten" kennt keine Figuren, keine Hand- lung im klassischen Sinne und kei- ne Konflikte. Der Text entstammt der Bibel, und er wird einzig durch die Musik dramatisiert. Das Oratorium wird zum überwiegen- den Teil vom Chor getragen.
Es beginnt mit einer bewegenden Totenklage - ursprünglich 1737 von Händel für das Begräbnis von Königin Caroline geschrieben; ein bezauberndes Werk, das der Komponist dann mit nahezu identischem Text als Trauergesang der Israeliten in Ägypten auf ihren Stammvater Josef an den Beginn seines Oratoriums setzte. Der Mittelteil des Oratoriums schildert unüberhörbar die Plagen, vom Gestank des verpesteten Wassers über das Quaken der Frösche, das Flirren der Heuschreckenschwärme, das Prasseln der Hagelkörner bis hin zur Finsternis, die so dicht ist, dass sich auch das Ohr verirrt, von keiner Tonart geleitet. Nach dem gelungenen Auszug der Kinder Israels durch das Schilfmeer beginnt der dritte Teil, Moses' Song, in dem das Volk mit prächtigen Chören den Untergang den Verfolger feiert, die hinter den Israeliten im Meer versanken und von den Fluten verschlungen wurden.
Es singt der Chor des Bayerischen Rundfunks - außerordentlich sauber geführt und stimmgewaltig. Er wird begleitet vom Concerto Köln, und in einigen Partien traut sich Peter Dijkstra sogar, die exzessive Klangrede umzusetzen, die das Werk förmlich aufdrängt. Dort ist die Aufnahme richtig stark.
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