Steven Osborne, Jahrgang 1971, gehört zweifellos zu den besten Pianisten seiner Generation. Für diese CD hat er aus der großen Zahl Beethovenscher Klavierwerke vier ausgewählt: Mondscheinsonate, "Pathétique" und Waldstein-Sonate sowie die Klaviersonate in G-Dur op. 79, die weniger bekannt ist, sich aber auch als sehr reizvoll er- weist.
Der Pianist beeindruckt durch sein expressives, wohlüberlegtes und ausgesprochen differenziertes Mu- sizieren. So macht er Details hörbar, die einem noch nie aufgefallen waren - und kleidet "seinen" Beethoven in Klangfarben weit abseits vom Mainstream. Die Sonate in cis-Moll op. 27 Nr. 2, die dem Kritiker Ludwig Rellstab wohl ihren romantischen Beinamen verdankt, beispielsweise nimmt Osborne sehr ruhig und zugleich flüssig.Von dem üblichen Pathos im ersten Satz keine Spur; der Pianist spielt hier so gleichmäßig, dass es dem Zuhörer fröstelt ob der ungeheuren Aura dieser Musik. Es ist die klanggewordene Einsamkeit; wenn man etwas tröstliches außerhalb der reinen Melodie sucht, dann mag man sich den Vollmond dazu denken. Das konzentrierte, tiefgründige Spiel Osbornes aber gibt dazu keinen Anlass.
Vollkommen anders ist der Charakter der Sonate in C-Dur op. 53, Waldstein-Sonate genannt. Osborne nimmt sie dramatisch und optimistisch zugleich; sie endet, nachdem Beethoven den Pianisten über die gesamte Tastatur und durch nahezu jede Finesse der zeitgenössischen Klavier-Kultur gejagt hat, mit triumphierenden Fanfaren. Furios! Meine unbedingte Empfehlung.
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