Back from the Shadows nennt das Label Tahra eine neue Serie, die an berühmte Virtuosen erinnern und ihr Spiel dokumentieren soll. Die Reihe eröffnet Friedrich Wührer (1900 - 1975), ein österreichischer Pianist und Klavierpädagoge, der seine Karriere in den 20er Jahren begann.
Berühmt wurde er vor allem für seine Interpretationen von Werken der Klassik und Romantik. So spiel- te er die erste Gesamtaufnahme der Klavierwerke von Franz Schubert ein.
Aber er engagierte sich auch für Neue Musik; mit Pfitzner, Reger und Schönberg war er befreundet. So widmete ihm Hans Pfitzner seine Sechs Studien für das Pianoforte op. 51. Wührer spielte auch Krenek, Bartók, Stravinsky, Prokofiev und Hindemith. Er unterrichtete in Wien, Mannheim, Kiel, München und Salzburg.
Diese Box fasst auf vier CD wichtige Beethoven-Einspielungen des Pianisten zusammen. Sie enthalten alle fünf Klavierkonzerte, das Tripelkonzert op. 56 sowie die drei Sonaten Nr. 30, 31 und 32, op. 109, 110 und 111 - die letzten Klaviersonaten Beethovens.
Wührers Spiel ist durchaus markant, doch es ist sehr erstaunlich, wie sehr die Qualität der jeweiligen Aufnahme auch vom Orchester und vor allem vom jeweiligen Kapellmeister abhängt. So hat das Klavier- konzert Nr. 1, aufgezeichnet mit dem Wiener Pro Musica Orchester unter Hans Swarowski, durchaus magische Momente. Das Klavier- konzert Nr. 2, begleitet vom selben Orchester, aber unter Walter Davisson, fällt dagegen ganz klar ab. Beim "Emperor"-Konzert hat Dirigent Heinrich Hollreiser offenbar ganz andere musikalische Vorstellungen als der Solist, so dass ebenfalls kein befriedigendes Zusammenspiel zustande kommt. Es geht aber auch noch schlimmer: Beim Tripelkonzert, gespielt vom Württembergischen Staatsorchester unter Davisson, fragt man sich, ob überhaupt am Pult jemand anwesend ist, oder nicht vielmehr der Mann am Flügel das Orchester führt.
Die Sonaten wünscht man sich - bei aller technischer Brillanz des Pianisten - klarer strukturiert und durchhörbarer. Mein persönlicher Favorit ist daher das Konzert Nr. 4, eingespielt von Wührer mit den Bamberger Sinfonikern unter Jonel Perlea. Hier wird deutlich, wie diese Werke hätten klingen können, wenn der Pianist die Chance bekommen hätte, mit einem Orchester tatsächlich zu musizieren. Man schließt die Augen, und träumt sich einen Hermann Abendroth, einen Karl Böhm oder gar einen Wilhelm Furtwängler herbei. Da wäre das Potential Friedrich Wührers ganz sicher anders hörbar geworden.
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