Sonntag, 14. November 2010

Caldara in Vienna - Philippe Jaroussky (Virgin Classics)

"Certains d'entre vous connaissent déjà mon attachement à défendre des compositeurs ou interprètes dont l'importance n'est pas reconnue à sa juste valeur dans l'histoire de la musique", schreibt Philippe Jaroussky. "Après Carestini et Johann Christian Bach, il était donc parfaitement logique de m'arreter à un moment ou un autre de ma carrière sur le cas d'Antonio Caldara, un des compositeurs les plus respectés et prolixes de son temps (plus de 3000 oeuvres!)." Caldara, geboren 1670 in Venedig, war ein Schüler Giovanni Legrenzis. Er erhielt seine erste Stelle im Orchester des Markusdomes, und stellte mit 18 Jahren in seiner Heimatstadt seine erste Oper vor. 
Weitere Werke folgten; 1699 wurde Caldara maestro di cappella da chiesa e del teatro am Hofe Ferdinando Carlo di Gonzagas, des letzten Herzogs von Mantua. Als sein Dienstherr 1708 durch den Spanischen Erbfolgekrieg seinen Besitz verlor, ging er nach Rom, und wurde dort 1709 Händels Nachfolger als Kapellmeister von Francesco Maria Ruspoli. 1716 wurde Caldara Vizekapellmeister am Hof Karls VI. in Wien. Da Kapellmeister Johann Joseph Fux von der Gicht geplagt wurde, übertrug er einen wesentlichen Teil seiner Aufgaben auf Caldara. Der Kaiser, der selbst sehr gut Cembalo spielte, schätzte sein Schaffen, das italienische und deutsche Tradition miteinander verband - und bezahlte Caldara großzügig. 1736 starb der Musiker, 1740 der Kaiser. Die Nachgeborenen hatten ihre eigenen Favoriten. Caldaras Werke gerieten bald in Vergessenheit.
Sie sind aber in reichem Umfang erhalten und überliefert, so dass ihre Wiederentdeckung lediglich eine Frage des Engagements ist. Philippe Jaroussky hat nun gemeinsam mit dem Concerto Köln, das von Emmanuelle Haim am Cembalo geleitet wird, Forgotten Castrato Arias eingespielt. Am Hof in Wien sangen berühmte Kastraten, wie Gaetano Orsini und Felice Salimbeni - und Jaroussky hat in der Tat einige interessante Stücke ausgegraben, die technisch allerdings höchst anspruchsvoll sind. 
Jaroussky bewältigt alle Klippen mit Anstand. Der Countertenor hat eine weiche, bewegliche, nicht übermäßig voluminöse, in der Tiefe und in der Mittellage aber überzeugende und klangvolle Stimme. In der Höhe wird sie leider mitunter schrill. Das Concerto Köln begleitet den Sänger versiert und temperamentvoll; das Orchester setzt dabei durchaus eigene Akzente. Insbesondere auch die Holzbläser sind eine Freude.

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