Samstag, 11. Dezember 2010

Mattheson: Die heilsame Geburt (cpo)

Johann Mattheson, geboren 1681 und gestorben 1764 in Hamburg, war ein musikalisches Wunderkind. Sein Debüt gab er im Alter von neun Jahren als Sopran und Orga- nist - und als Mitglied des Ham- burger Opernchores. 1699 kom- ponierte er seine erste Oper, leitete ihre Aufführung selbst und sang darin auch gleich noch eine Haupt- rolle, so wird berichtet. 
Berühmt wurde Mattheson als Freund und Rivale Georg Friedrich Händels. Mattheson und Händel bewarben sich im August 1703 um die Nachfolge von Dieterich Buxtehude als Organist an der Lübecker Marienkirche. Zu den Bedingungen für den Bewerber gehörte es allerdings, eine Tochter Buxtehudes zu heiraten. Und so blieb die Stelle weiter unbesetzt. Händel reiste 1706 nach Italien, Mattheson blieb in Hamburg, wo er ab 1704 als Hofmeister, bald auch als Sekretär und Korrespondent des englischen Gesandten tätig wurde. 
Mattheson und Händel waren aber nicht immer einer Meinung, und wohl auch beide impulsiv und temperamentvoll. Während einer Aufführung von Matthesons Oper Cleopatra beispielsweise gab es einen lautstarken Streit, der sogar zu einem Duell vor dem Ham- burger Opernhaus führte. Die Legende besagt, dass ein Knopf an Händels Jacke den Degen Matthesons abgleiten ließ. So blieben beide Streithähne unversehrt - das enge kollegiale Verhältnis aber nahm wohl doch Schaden. 
1715 wurde Mattheson Musikdirektor am Hamburger Dom. Dort sorgte er für einen handfesten Skandal, als er Weihnachten 1715 erstmals auch Sängerinnen für die Kirchenmusik engagierte. In diesem Jahr erklang Matthesons Weihnachtsoratorium Die heilsame Geburt und Menschwerdung unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi - ein geradezu klassischer Actus musicus, sehr gelehrt, und furchtbar spröde. Ein Jahr später entstand das Magnificat a due chori, das ebenfalls stark auf rhetorische Effekte abzielt, aber zugleich reichlich spätbarocke Klangpracht entfaltet, und so geneigt ist, den Hörer nicht nur zu belehren, sondern auch zu erfreuen und zu berühren. Die beiden letzten Aspekte kommen mir bei dem ersten Werk zu kurz. 
Es singen Nicky Kennedy und Anna Markland-Crookes, Sopran, Ursula Eittinger und Dorothee Merkel, Alt, Andreas Post und Sven Hansen, Tenor sowie Stephan MacLeod und Johannes Gsänger, Bass. Und es musiziert die Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens. Meine Lieblings-Weihnachts-CD wird das wohl nicht; so manches Werk, das im Staub der Archive vor sich hinschlummert, ist dem Vergessen gnädigerweise anheimgefallen. Diese beiden werden sicherlich auch umgehend wieder in dem mächtigen Strom versinken, der alles davonspült, was ein Publikum nicht begeistern kann.

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