Das Silvesterkonzert des ZDF wurde in diesem Jahr erstmals nicht aus Berlin, sondern aus der Dresdner Semperoper übertragen. Christian Thielemann startet in sein Engagement bei der Dresdner Staatskapelle mit Auszügen aus Franz Lehárs Operette Die lustige Witwe. Damit folgt er übrigens seinem Mentor Herbert von Karajan, der für die leichte Muse durchaus auch ein Faible hatte.
Die lustige Witwe gehört, dieser Kalauer sei gestattet, eher zu den Schwergewichten des Genres. Nummern wie Da geh ich zu Maxim, Ja, das Studium der Weiber ist schwer, das Vilja- Lied oder Lippen schweigen sind keineswegs leichte Kost; für die Partie der vermögen- den Witwe Hanna Glawari wurde in diesem Falle Renée Fleming angeheuert, und den Grafen Danilo singt Christopher Maltman. Um diese Weltstars herum agieren stimmstark die hauseigenen Kräfte aus dem Solistenensemble der Semperoper sowie der Staatsopernchor Dresden.
Die Staatskapelle erweist sich erneut als ein erstklassiges Opern-Orchester, das auch einmal Vergnügen am Wiener Walzer findet. Zwar bleibt der typisch sächsisch-gedeckte Orchesterklang prägend, und zum Wiener Überschwang sind die Dresdner nicht zu verführen. Aber bei den Zugaben stellt man erstaunt fest, dass Bernstein der Staats- kapelle durchaus liegt. Und zum Abschluss erklingt mit An der Elbe sogar ein Walzer von Johann Strauss Sohn - ein Gruß an die Stadt der Neujahrskonzerte.
Die Silvesterkonzerte dürften in Dresden umgehend zu einer Tradition werden. Diese Innovation Thielemanns wird das konservative Dresdner Publikum vermutlich nicht überfordern. Und die Gäste der sächsischen Landeshauptstadt werden sich an den Stars ebenfalls erfreuen, bevor sie in die Hotels entschwinden, um festlich zu dinieren und ins neue Jahr hinüberzufeiern. Alle sind glücklich - was will man mehr.
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